Der Mietwohnungs-Garten: Sechs Tipps zur einfachen Gestaltung
Wer in einer Mietwohnung lebt zu der ein Gartenanteil gehört, der hat das große Los gezogen. Solche Wohnungen gibt es leider viel zu selten! Das Glück kann allerdings schnell getrübt werden. Viele Vermieter wollen, dass der Garten im Ursprungszustand bleibt oder nach dem Auszug wieder dahin zurückgebaut wird. Der Ursprungszustand ist meist trostlos und bedeutet in der Regel ausschließlich Rasen. Manchmal gibt es vielleicht noch einen Baum oder einen Strauch, die etwas deplatziert im platten Grün stehen. Letztlich ist man immer etwas eingeschränkter, als im eigenen Garten und muss sich gut überlegen, was man integriert. Deshalb zeige ich Dir in diesem Blogbeitrag, wie Du einen Garten gestaltest, der einfach zurückgebaut werden kann.
Unsere Nachbarin hat einen Mietwohnungs-Garten, der viele Jahre ein trostloses Dasein gefristet hat. Lediglich die Terrasse wird von ihr genutzt und mit Töpfen und ein paar Pflanzen gestaltet. An eine größere Umgestaltung hat sie sich bisher nicht heran gewagt. Die Anlage kann unter Umständen extrem teuer werden und das möchte man natürlich nicht in einen Garten investieren, den man irgendwann einmal abgeben muss. Zudem sind viele bauliche Veränderungen im Garten beim Auszug wieder zurück zu bauen oder gar nicht möglich – je nach Ausgestaltung des Mietvertrags. Zu groß ist die Angst vor der vielen Arbeit und dem Geldverlust. Es gibt jedoch Möglichkeiten, den Garten schön zu gestalten ohne hohe Kosten und ohne viel Arbeit beim Rückbau.
“Vor einer Neugestaltung des Gartens solltest Du in Deinen Mietvertrag schauen und mit Deinem Vermieter sprechen. Wenn Du in einem Mehrfamilienhaus lebst, musst Du je nach Nutzungsrecht des Gartens auch die anderen Mieter fragen.”
Sven Beck
Beetwunderung.de
Vor der Anlage eines Gartens braucht es jedoch Ideen, wie der Garten genutzt und was integriert werden soll. Bei unserer Nachbarin ist das schnell klar: Der Garten soll ein Cottage- oder Bauerngarten sein, der aus vielen blühenden Staudenbeeten besteht. Im Idealfall sollen viele Insekten von den Pflanzen angezogen werden. Zudem soll es im Garten einen Sitzplatz geben, der etwas Privatsphäre verspricht und variabel im Hinblick auf wechselnde Bedürfnisse verändert werden kann. Das Ganze soll natürlich nicht zu viel Geld kosten und trotzdem den Garten verändern. Man soll Lust bekommen, den Garten zu erschließen. So beginnen wir den Garten zu planen und zu verändern – ihre Wünsche zu verwirklichen und das möglichst ohne viel Aufwand.
Tipp 1: Nutzen, was da ist!
Bei dem Garten meiner Nachbarin handelt es sich um ein Grundstück in L-Form, dass sich um zwei Seiten des Hauses legt – die Nord- und die Westseite. Der Garten besteht hauptsächlich aus Rasen und ist von einer hohen Thuja-Hecke umgeben. Das garantiert schon mal ein bisschen Privatsphäre. An dem kurzen L-Stück, steht am Eingang ein Gartenhaus in dem Mülleimer und Fahrräder untergebracht sind. Dieser Bereich muss für alle Mieter unkompliziert zugänglich sein. Am langen L-Stück gibt es am Ende eine Terrasse, die höher liegt als der restliche Garten und mit Pflanzsteinen abgefangen wird. Das ist die Ausgangslage. Doch was kann man von dem Nutzen, was da ist?
Klar ist, dass die Hecke bleiben soll. Einerseits wünscht sich das der Vermieter, andererseits bietet die hohe Hecke Privatsphäre und ist ein schöner grüner Hintergrund für alles, was in den Garten implementiert werden soll. Der Rasen ist zwar mit Unkraut übersät und bietet nur noch wenig Gras, kann aber mit geringem Aufwand wieder hergestellt werden. Hierzu wird der Rasen vertikutiert, gedüngt und frisch mit Rasen eingesät. Er wird zu Rasenwegen und -plätzen. So müssen keine Steine verbaut oder Kies eingebracht werden. Die Terrasse und das umgebende Beet bleiben erst einmal so, wie sie sind. Damit ist alles gut genutzt, was der Garten bietet. Möchtest Du also ebenfalls Deinen Mietwohnungs-Garten umgestalten, ist es sinnvoll erst einmal zu eruieren, was noch genutzt werden kann.
Tipp 2: Eine gute Struktur ist unbezahlbar!
Im Vorfeld der Umgestaltung solltest Du Dir Gedanken über eine gute Struktur machen. Wenn ein Garten strukturiert ist, ist er gefälliger für das Auge und sieht damit gleich viel besser aus. Mit Struktur ist einerseits die Gestaltung der Fläche gemeint, andererseits aber auch die Gestaltung variierender Höhen. Bei der Gestaltung des Mietwohnungs-Gartens meiner Nachbarin gibt es in der Fläche noch keine Struktur. Wir entscheiden uns für geschwungene Wege und Plätze. Aus dieser Idee heraus gestalte ich die Plätze rund. Zu einem Cottage- oder Bauerngarten passen zudem geschwungene Wege und Plätze viel besser, als gerade Strukturen. So ist die Gestaltung der Grundfläche schnell klar: es gibt zwei Plätze die Rund gestaltet sind, einen Platz der halbrund ist und verbindende, geschwungene Wege. Alles drum herum wird nun zu Beeten.
In der Struktur der Höhe gibt es die besagte Thujahecke, die neben dem Haus als höchster Punkt im Garten gesehen werden kann. Von Haus und Hecke braucht es deshalb weitere hohe Punkte im Garten, die zu den Wegen und Plätzen hin kleiner werden und abfallen. Das sind mehrheitlich Pflanzen, wie Stauden oder kleine Gehölze, die zum Weg hin niedriger und zur Hecke und zum Haus hin höher werden. Eine kleine bauliche Maßnahme ist letztlich doch geplant. Die zwei runden Rasenplätze sollen zur Hälfte von höheren Staketenzäunen umgeben werden, die weitere Privatsphäre gewährleisten und Kletterpflanzen Halt bieten sollen. Damit lasse ich Struktur in den Garten ziehen, die den Winter über bleibt. Sie kann schnell wieder entfernt werden.
Mein Buch
“Suchst Du nach Beetideen und Beetplänen für Deine Gartenbeete? Dann wirst Du in meinem Buch schnell fündig! Die Beete gestalte ich stets klimagerecht und nach harmonisch wirkenden Farbkonzepten.”
Tipp 3: Günstige und leicht zu entfernende Pflanzen!
Günstig und leicht zu entfernen sind einjährige Sommerblumen, wie zum Beispiel Jungfer im Grünen, Feldrittersporn, Kornblume, Schmuckkörbchen oder Zinnie. Man wirft die Samen im Frühjahr ins Beet und schon entsteht ein Blumenmeer. Sie sterben wieder ganz von allein ab und versamen sich in der Regel (fast) von selbst. Allerdings entsteht hierdurch ein Beet, dass immer wieder von Lücken geprägt ist. Deshalb verwende ich im Mietwohnungs-Garten meiner Nachbarin einjährige Blüher ausschließlich als Lückenfüller. Die meisten Pflanzen, die Verwendung finden, sind Stauden. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie jedes Jahr wieder kommen und wenig Pflegeaufwand benötigen. Sie sind auch einfach entfernt, wenn man wieder auszieht. Zudem sind Stauden typische Vertreter von Cottage- oder Bauerngärten.
Wer Geld sparen möchte, kann sich Stauden durch Teilung von der Familie, Freunden oder Nachbarn erbitten und diese nach ein paar Jahren erneut teilen, um so den Garten weiter zu gestalten. Das hat allerdings oft den Nachteil, dass man viele verschiedene Stauden erhält und später ein unschönes Durcheinander im Beet entsteht. Es sieht immer besser aus, wenn es mehr Pflanzen einer Sorte im Beet gibt, im Gegensatz zu vielen verschiedenen, die das Beet schnell unruhig aussehen lassen. Meine Nachbarin hat für ihr Gartenprojekt ein Budget für Pflanzen eingeplant. Ich nutze es gut aus, indem erst einmal Pflanzen gekauft werden, die reduziert sind. Sie sind der Ausgangspunkt für die Pflanzung. Die restlichen Pflanzen wähle ich so aus, dass sie gut zu den reduzierten Pflanzen passen.
Damit Höhe in den Garten kommt, nutze ich Pflanzen, die schnell an Höhe gewinnen. Hierzu wähle ich Stauden aus, die eine beachtliche Größe von bis zu zwei Metern erreichen können, wie beispielsweise der Bronze-Fenchel. Aber auch kleine Gehölze, wie Rispenhortensien, die sich als Thema durch den ganzen Garten ziehen, können nach ein paar Jahren gute Höhen erreichen. Da der Garten viel Schattenbereiche bereithält und die Hortensien mit Hilfe eines Hitzetrainings darauf vorbereitet werden, ist das trotz Klimawandel kein großes Problem. Zudem ist die Rispenhortensie lange nicht so kompliziert, wie die Bauernhortensie, die mit Trockenheit schlecht umgehen kann. Es ist jedoch generell darauf zu achten, dass die Pflanze auch geeignet für den Standort ist. Nur so spart man sich das Geld, dass bei einem Ausfall und der folgenden Neupflanzung anfallen würde.
“Beim Auszug kannst Du Deine Stauden auch verkaufen. Wenn Du in die sozialen Medien anbietest ausgewachsene Pflanzen für wenige Euro zum selbst Ausgraben zu erstehen, werden sich Deine Beete von selbst leeren und Du machst andere Gartenbesitzer glücklich damit. “
Sven Beck
Beetwunderung.de
Tipp 4: Klares Farbkonzept!
Ich plädiere bei den Gärten, die ich gestalten darf, für ein klares und einheitliches Farbkonzept. Das erzeugt Ruhe und Harmonie. Ist Dein Garten klein, solltest Du das Konzept im kompletten Garten implementieren. Größere Gärten können in Gartenräume unterteilt werden, die dann jeweils ein eigenes Farbkonzept bekommen. Ein Farbkonzept kann sehr unterschiedlich ausfallen und ist einerseits vom Geschmack des Gartenbesitzers geprägt, aber auch von allgemeinen Grundregeln der Farbharmonie. So kann man beispielsweise Farben aus dem warmen Farbspektrum miteinander kombinieren oder man kombiniert Komplementärfarben (Farben, die sich im Farbkreis gegenüber stehen) oder man nutzt nur eine Farbe in verschiedenen Nuancen. Möglichkeiten gibt es so viele.
Für den Mietwohnungs-Garten meiner Nachbarin habe ich mich für eine Kombination von Blau/Lila und Orange/Gelb entschieden. Hier arbeite ich mit Komplementärfarben, die ich zusätzlich noch mit Weiß kombiniere. So wird die Farbharmonie ein wenig gebrochen und Spannung entsteht, die das Auge reizt. Weiß ist zudem neutral und passt sehr gut zu blau und zu gelb. Daneben ist Weiß ein extrem guter Reflektor von Licht und leuchtet deshalb selbst noch im Mondlicht, was den Garten in warmen Sommernächten zu einem absoluten Erlebnis macht. Da es zwei Bereiche im Garten gibt, einen eher sonnigen und einen eher Schattigen Bereich, verändert sich die Farbverteilung bedingt durch die mögliche Pflanzauswahl ein wenig. Blau und gelb sind in der Sonne stärker vertreten. Weiß in größerer Ausprägung im Schatten.
Mein Buch
“In meinem Buch “Blüh auf!” findest Du viele Tipps, wie Du Beete farblich gestalten kannst. Dabei geht es nicht nur um Schönheit, sondern auch darum, wie sich diese Farben auf Deine Psyche Auswirken.”
Tipp 5: Beim Mobiliar klotzen!
Wie die Bezeichnung Mobiliar bereits erkennen lässt, geht es nun um die beweglichen Elemente des Gartens. Das sind natürlich Möbel, wie Tische und Sitzgelegenheiten, aber auch Schirme, schöne Töpfe und Dekorationsgegenstände. Hier lohnt es sich, dass Du Geld ausgiebst, da Du alles bei einem Umzug problemlos mitnehmen oder wieder verkaufen kannst. Deshalb suche Dir Möbel aus, die Dir gefallen und gut in Deinen Garten passen. Bei großen und teuren Möbelstücken rate ich dazu, sie eher in neutralen Farben zu halten – so passen sie in jeden Garten und Du siehst Dich an der Farbe nicht so schnell satt. Auflagen, Kissen, Tischdecken, also Textilien und Dekorationsgegenstände kannst Du im Gegensatz dazu in auffälligeren Farben auswählen. Sie sind schnell ausgetauscht, wenn sie nicht mehr gefallen und reisen kein so großes finanzielles Loch. Hier kannst Du also richtig klotzen statt kleckern!
“Wenn Du knallige Möbelstücke liebst, empfehle ich Dir trotzdem die Möbel in einer neutralen Farbe zu wählen und ein Möbelstück, z.B. ein Stuhl in einer knalligen Farbe dazu zu stellen. Der Kontrast sieht klasse aus und ein Stuhl ist letztlich leichter ausgetauscht, als ein ganzes Gartenset!”
Sven Beck
Beetwunderung.de
Tipp 6: Vorher alles gut abklären!
Vor der Neugestaltung des Gartens musst Du auf jeden Fall im Mietvertrag nachsehen, welche Regelungen hierzu vereinbart sind und mit Deinem Vermieter besprechen, was Du verändern möchtest. Viele Vermieter sind froh, wenn der Garten aufgewertet wird, viele scheuen jedoch auch Veränderungen. Deshalb braucht es manchmal eine gute Überzeugungsarbeit und viele Gespräche, bis eine Veränderung stattfinden kann. Lass Dich also nicht zu schnell entmutigen. Zudem gibt es rechtliche Unterschiede, wenn man ein Einfamilienhaus gemietet hat oder eine Wohnung in einem Mehrfamilienhaus hat. In der Regel hat der Mieter eines Einfamilienhauses das Nutzungsrecht des Gartens. Bei einem Mehrfamilienhaus können mehrere Parteien das Nutzungsrecht haben. Deshalb solltest Du im Zweifelsfall vorab eine Rechtsberatung einholen.
Schritt für Schritt:
- Bei einer Gartenbegehung den Garten planen und den passenden Ort für die gewünschten Gartenbereiche finden (Abmessen und Einzeichnen).
- Wege und Plätze mit Hilfe eines Pflogs, einer Schnur und Sprühfarbe laut Plan in den Rasen einzeichnen.
- Die Rasensode außerhalb von Wegen und Plätzen für Beete abtragen.
- Der extrem verdichtete Boden in den Beeten mit Hilfe einer Fräse aufschließen und lockern. Anschließend mit Kompost/Humus verbessern.
- Entlang der Thujahecke Hackschnitzel als Unkrautschutz und zum Begehen der Beete beim Heckenschnitt verteilen.
- Den Rasen vertikutieren und von größeren Unkrautflächen befreien. Danach Rasen einsäen.
- Die Beete mit Stauden und Kleinsträuchern bepflanzen.
- Zum Schluß verschiedene Blumenzwiebeln integrierten und Cool-Flowers als Lückenfüller säen.
Wie Du siehst ist bei der Gestaltung eines Mietwohnung-Gartens viel zu beachten. Aber die Mühe lohnt sich! Gärten haben nachweislich eine ausgleichende Eigenschaft auf Deine Psyche und sind deshalb ein wichtiger Erholungsort an Deinem Zuhause. Deshalb solltest Du nicht zögern und ihn zu Deiner Wohlfühloase umgestalten. Ich hoffe, ich konnte Dich ein wenig dazu inspirieren. In den nächsten Monaten werde ich immer wieder zu diesem Gartenprojekt zurückkehren und davon berichten. Noch ist der Garten nicht fertig und es gibt noch einige Ideen, die dort umgesetzt werden sollen. Du kannst also gespannt sein.
Viel Freude in Deinem Garten, Deiner Terrasse oder Deinem Balkon wünscht Dir,
Dein Sven.
Weiterführende Links (Werbung):
Staketenzaun
In dem Mietwohnungs-Garten wird noch ein Staketenzaun als Strukturelement integriert. Hier nehme ich Dich auf jeden Fall mit. Vorher kannst Du Dich mit diesem Artikel schon einmal einstimmen und Dich über Staketenzäune informieren.
Farbgestaltung im Garten
Suchst Du nach Ideen, wie Farben gut miteinander kombiniert werden können und Dein Beet zu einem absoluten Hingucker wird? Dann rate ich Dir zu diesem Blogartikel!
One thought on “Der Mietwohnungs-Garten: Sechs Tipps zur einfachen Gestaltung”
Als Mieter einen Garten gestalten ist nie ganz leicht. Immer der Gedanke im Hinterkopf, was mache ich, wenn ich ausziehe. Aber die Zeit, die man im Garten verbringt, und das Beginn im Grunde bei der Planung, ist ein Stück “gute” Lebenszeit, die positiv ist. Außerdem eine Erweiterung der Wohnung und selbst, wenn man später den Garten wieder abgibt, hat sich die Investition von Zeit und Geld gelohnt, wenn man viele schöne Momente darin verbracht hat.