Der Mondgarten
Der Mond wird oft mit den menschlichen Eigenschaften der Intuition und Empfindsamkeit in Verbindung gebracht.
Ein zartes Leuchten in der Dunkelheit. Gerade genug Licht, um Reflexionen wahr zu nehmen. Weiss, Grau, zartes Eisblau. Alles andere bleibt verborgen, verschwommen, unsichtbar. Eine mystische Stimmung, die all das widerspiegeln kann, was uns bewegt: Einsamkeit, Kummer, zarte Liebe, Erotik, Angst, Mut,… Sie kann ein Feuer in uns erwecken, oder unser Herz erfrieren lassen. Nur schwerlich kann man sich der emotionalen Magie des Mondes entziehen.
Unsere Gärten sind Teil unserer Persönlichkeit und nicht unabhängig von unseren Emotionen zu sehen.
Sie spiegeln wider, wie es in unserem Innern aussieht. Manche Gärten sind zwanghaft aufgeräumt, manche bunt, manche wild und frei, eher natürlich oder klar gegliedert. Sie zeigen, wie wir sind, wonach wir uns sehnen oder was uns wichtig ist.
Der Mondgarten ist ein besonders sensibler Garten, der bei seiner Gestaltung viel Gefühl, Kreativität und Fantasie von seinem Besitzer abverlangt. Es ist ein Garten, der seine Leuchtkraft in der Dämmerung oder auch im Dunkeln bei Mondschein beibehält und damit alles reflektiert, was der Mond in unserem Innern wachruft. Damit strahlen die Blüten und Blätter in der Nacht weiter um die Wette und erfreuen uns zu Uhrzeiten, in denen sonst nur wenig sichtbar ist.
Dies gelingt natürlich nur, wenn die ausgewählte Blütenfarbe möglichst viel Licht reflektiert. Damit kommen dunkle Farbtöne nicht in Frage. Sie sind in der Dunkelheit nicht zu sehen und lösen sich des nächtens völlig auf. Einzig und allein die Farbe Weiß kann genügend Licht in der Dämmerung reflektieren, damit sie auch in der Dunkelheit – zumindest bei Mondlicht – noch gesehen wird. Somit ist der Mondgarten ein Synonym für einen Weißen Garten.
Weiße Gärten kamen in der Arts-&-Crafts-Bewegung in Mode.
Zu dieser Zeit entstanden in einigen Gärten weiße Gartenbereiche. Einer davon kann in Vollendung im Garten von Sissinghurst heute noch erlebt werden. Vita Sackville-West kreierte einen weißen Gartenraum, der von vielen Fans bis in die heutige Zeit bewundert und kopiert wird. Auch heute kommen Besucherströme nach Sissinghurst, in die Grafschaft Kent, um nicht nur den weißen Gartenraum, sondern den ganzen prachtvoll gestalteten Garten zu bewundern.
Aber was macht einen Garten, mit nur einer Blütenfarbe, zu einem interessanten und nicht zu einem langweiligen Garten?
Zum einen ist die Farbe Weiß vielfältiger als man denkt. Weiß kennt viele Schattierungen. Es gibt grelle Weißtöne, die so viel Licht reflektieren, dass sie in der Sonne fast schon blenden. Es gibt Cremetöne, die sanft und elegant wirken und es gibt Weißtöne, die immer auch eine leichte Nuance anderer Farben enthalten und dies erst auf den zweiten Blick offenbaren. Kreiert man mit diesen Nuancen ein Gesamtbild, kann von Langeweile keine Rede mehr sein.
Zum anderen gibt es auch Blüten in den unterschiedlichsten Formen und Strukturen, die ebenfalls Abwechslung ins Beet bringen. Aber Vorsicht! Abwechslung kann ab einem gewissen Grad auch unruhig wirken.
Und noch etwas vertreibt die Langeweile aus den Beeten: Unterschiedliche Blattformen und Grün-Abstufungen der Blätter lassen ein Beet interessant wirken. Weiß panaschierte oder silbrige Blätter setzen dem ganzen dann noch das i-Tüpfelchen auf.
Auch kleine “Fehler” machen ein Mondbeet interessanter: Wie zufällig kann eine andere Farbe dezent das Gesamtkonzept verstärken. So meinte bereits die berühmte Gartengestalterin Gertrude Jekyll, dass die Farbe weiß nicht einfach nur mit Silber, sondern vor allem mit den Farben Blau und Gelb unterstrichen werden sollte. Deshalb darf auch mal ein farblich verirrtes Blümchen sein Dasein im weißen Garten fristen, bevor es in einen anderen Gartenbereich verbracht wird.
Wer sich selbst ein weißes Beet oder sogar einen ganzen Gartenbereich anlegen möchte, sollte dies nach Möglichkeit nahe des Hauses oder eines Sitzplatzes tun, der auch noch nachts genutzt wird. Es wäre sonst zu schade, wenn wir dieses wunderbar mystische Spektakel nicht so oft wie möglich bewundern könnten.
Liebe Grüße,
Dein Sven
2 thoughts on “Der Mondgarten”
Hallo Sven,
man spürt förmlich beim Lesen der Zeilen und beim Betrachten dieser schönen, meditativen Bilder von deinem Garten die Liebe zu eben diesem.Ich hätte gerne auch so ein gepflegtes Fleckchen, allerdings bin ich nicht bereit so viel Zeit in den Gärten zu investieren, schlussendlich was ich rein stecke, das kommt auch am Ende heraus… Wie man bei dir anschaulich sehen kann. Es ist jedesmal ein Vergnügen Deine neuen Beiträge bei einer Tasse Kaffee zu lesen und die Bilder dazu zu betrachten. Noch dazu weiss jeder der einen Garten hat, dass jeder Stress nur halt so viel ausmacht, nach einer Weile im Garten. Die Natur ist eben durch fast nichts zu ersetzen. Ich freue mich an deiner Gartenliebe und lese sie mit viel Vergnügen.
Blumige Gartengrüße schickt Dir Anita
Liebe Anita,
es ist schon wahr, dass letzte Jahr war es viel Arbeit, bis der Garten so aussah, wie er jetzt aussieht. Ich habe viel gepflanzt, den Boden verbessert und fast täglich geackert. Ich denke, dass es in den nächsten Jahren etwas weniger Arbeit wird. Dazu wird es auch noch einen Betrag geben… Vielen lieben Dank für das Lesen meiner Artikel und die Rückmeldung darüber. Das freut mich so sehr.
Liebe Gartengrüße zurück, Sven.