Frühlingsentzug
Geht es Dir auch so? Ende Januar habe ich keine Lust mehr auf das trostlose Wetter und den Wintermatsch. Ich sehne mich nach frischem Grün und den zarten Düften der Frühblüher. Die deprimierende Tristesse ist nicht wirklich meins, auch wenn ich die wenigen Wochen ohne große Gartenarbeiten sehr genieße. Wenn ich dann noch an einer Gärtnerei vorbeikomme, kann ich nicht widerstehen. Ich hole mir den Frühling nach Hause. Zumindest für kurze Momente.
Noch droht der Kahlfrost, viel Regen und Schnee. Das Wetter ist nicht ideal für das vorgezogene Gewächshausgrün. Und trotzdem muss ich es haben. An milden Tagen, wenn das Minus auf dem Thermometer nicht über ein bis zwei Grad hinaus geht, stelle ich meine Pflanzen nach draußen. Auch meine neuen skandinavischen Übertöpfe dürfen dann Gartenluft schnuppern. Ein Hauch von Frühling weht dann durch den Garten.
Ich mag es gerne, wenn sich zur üppigen Farbenpracht Grau und Schwarz gesellen. Sie betonen die Farben der Blüten und das Grün der Blätter mehr als jede andere Farbe es könnte. So leuchtet das Gelb der Winterlinge noch intensiver und die kleinen Blüten werden zu großen Stars. Auch das Weiss der Primeln oder das dunkle Blau der Traubenhyazinthen lässt sich in dieser Kombination weitaus klarer und intensiver arrangieren.
Da ich ein Freund von natürlichen Materialien bin, kombiniere ich die Pflänzchen gerne mit allem, was ich in der Natur finde. In diesem Fall gesellen sich Trockenblumen, die ich im letzten Jahr konserviert habe, hinzu. Etwas getrocknete Farnwedel, Tannenzapfen und Samenstände bringen natürliche Winterfrüchte in die Gesamtkomposition. Die Weihnachtsdekoration hat also nicht ganz ausgedient und kommt noch einmal zur Geltung.
Wenn ich nach Hinguckern suche, finde ich immer wieder interessante Zink-Antiquitäten, die sich wunderbar in den Garten integrieren lassen. Meine letzte Eroberung ist diese wunderschöne Zinktruhe mit vielen runden Ausstanzungen. Ich habe keine Ahnung wofür sie gedacht war. Vermutlich für Waren, die einen stetigen Luftaustausch benötigen. Sie hat noch nicht ganz ihren Bestimmungsort gefunden, aber auf der Terrasse mit meiner Frühjahrsdekoration ist sie schon unheimlich bezaubernd.
Eine weitere Beute, ist eine Metallwanne auf einem Holzregal. Diese wird zukünftig an der “Wasserstelle” stehen, an der gerade noch das halbe Weinfass zu finden ist. Das wird dieses Jahr in den Schattengarten umziehen und mit ein bisschen Glück und Zeit wird es dort noch weitere Veränderungen geben. Jetzt steht die Metallwanne erst einmal unweit des Bestimmungsortes im Senkgarten und wird zum nächsten Opfer meiner frühlingshaften Dekorationsbemühungen.
Genau so habe ich mir das vorgestellt. Mit etwas Deko sticht die Wanne als wichtiger Blickpunkt hervor. Es wirkt wie eine Mischung von französischem Landhaus und skandinavischer Coolness. Ähnlich wie die Übertöpfe, die mich kurz vor weihnachten erreichten und genau diesen Bereich des Senkgartens in ein skandinavisches Sommerdomizil verwandeln sollen. Das ist dieses Jahr das Arbeitsthema für diesen Platz. Letztes Jahr war hier der Topfgarten mein Projekt des Jahres.
Überall im Garten finden die Dekoelemente und die Frühlingsblumen ihren Platz. Am liebsten würde ich noch mehr Grün heranschaffen, nur um einen Moment das Gefühl des Frühlings zu erhaschen. Doch das letzte Jahr lehrte mich, nicht zu ungeduldig zu sein. Zur gleichen Zeit dekorierte ich die Café-Laube mit Frühblühern und machte auch Kokedamas aus ihnen. Ein paar Tage später holte sich der Frost das frische Grün und der Zauber war wieder verloren.
Dieses Jahr passiert mir das nicht. Schnell ist alles wieder ins Gewächshaus geräumt, bevor der Hauch des Frostes die empfindlichen, frischen, grünen Blätter zerbersten lässt. Ich werde gezielt an frostfreien Tagen das Arrangement aus dem Gewächshaus holen und wieder aufleben lassen. Genau dann, wenn ich im Garten etwas zu erledigen habe und es genießen kann. Dann mache ich mir die Arbeit und tanke etwas Frühling.
Dabei entsteht auch immer wieder etwas Neues. Nichts muss an der gleichen Stelle stehen, wie zuvor. Nichts muss wieder den Platz mit den gleichen Begleitern teilen. Das Hin- und Herstellen fördert die Kreativität und regt dazu an, immer wieder neue Kombinationen auszuprobieren. So wandert alles kontinuierlich durch den Garten und zeigt seine Schönheit an verschiedenen Stellen. Letztlich finden sich immer wieder andere Dekorationsartikel ein, die dazu gestellt werden und auch wieder verschwinden.
Beim Dekorieren des Gartens ist mir aufgefallen, dass sich schon einige Zwiebelblüher durch die gefrorene Erde gekämpft haben. Vor allem Narzissen, Tulpen und Hyazinthen spicken schon aus der Erde. Wie gut, dass diese bereits abgehärtet sind und im Gegensatz zu ihren Gewächshauskollegen den Frost ohne Angst empfangen können. Wie lange sie brauchen werden, bis sie blühen? Sicher vergehen noch ein paar Wochen.
So langsam steigt mir die Kälte in die Glieder und ich muss wieder hinein gehen. So schön das Werkeln im winterlichen Garten ist, man sollte es nicht übertreiben. Dann freue ich mich auf einen schönen warmen Tee und eine dicke Decke. Es ist einfach noch nicht Frühling, auch wenn ich mich optisch schon ganz darauf eingestellt habe.
Vielleicht ist es etwas verrückt, wenn man bereits so früh im Jahr den Garten aufrüstet und die Dekoration immer wieder wandern lässt. Aber was soll’s! Ich bin einfach Gartenverrückt und seltsame Verhaltensweisen gehören dazu. Ich nenne das Frühlingsentzug. Was machst Du gegen Entzugserscheinungen? Holst Du Dir auch den Frühling ins Haus oder Garten? Bin nur ich so verrückt, oder gibt es noch mehr Gärtnerinnen und Gärtner mit Frühlingsentzug? Ich freue mich schon riesig über Deinen Kommentar am Ende dieses Artikels.
Schon ganz benebelt von den frühlingshaften Eindrücken grüßt Dich,
Dein Sven.
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4 thoughts on “Frühlingsentzug”
Hallo Sven,
deine Dekorationen sind wunderwunderschön! Deine Fotos haben mich für eine kurze Zeit in den Frühling entführt. Ach, wie schön wäre es, könnte man jetzt schon wieder mit dem Buddeln anfangen … Ein bisschen Sonnenschein – wenigstens ein Viertelpfund – wäre auch schon toll.
Ja, was tun gegen die Entzugserscheinungen? In Ermangelung einer Selbsthilfegruppe hole ich mir auch die ersten Frühblüher aus der Gärtnerei auf die Terrasse und ein paar Tulpen ins Haus. Und dann gehe ich täglich meine Runde durch den Garten und “gucke die Blumen aus dem Boden”, wie meine Schwiegermutter immer sagte. Ob’s hilft? Mir schon, denn die kleinen grünen Spitzen hier und da und schließlich überall zu entdecken, macht einfach Freude, macht Hoffnung auf den Frühling und die Zeit, in der wir wieder garteln können. Bis dahin wünsche ich dir viel Freude an deinen Dekorationen und den Planungen für das Gartenjahr, liebe Grüße,
Susanna
Das sieht ja wirklich schon wunderschön frühlingshaft aus, die fröhlichen Gelbtöne mit den weißen Primeln und den blauen Traubenhyazinthen in der Wintersonne! Ich finde toll, dass Du auch im Januar den Garten dekorierst. Bei uns im Norden ist es noch kalt und Frühlingsdeko haben wir daher nur im Haus… Und wir sind auch noch alle im Winterschlaf, im Garten geht es bei uns wohl erst im Februar weiter. Ich hoffe, dass Dein Frühlingsentzug bald durch Schneeglöckchen und bunte Krokusse gebessert wird! Herzliche Grüße Marion
Lieber Sven, jepp, im letzten Januar-Drittel kommen die Frühlingsgefühle mit aller Macht. Leider, oder Gott sei Dank, hat es gestern wieder ein wenig geschneit. Aber so sieht meine Weihnachtsdeko nochmal 1 Woche glaubwürdig aus, bevor sie endgültig, mit Zapfen, weggeräumt wird. Im Februar fange ich an die Terrasse mit Glasdach geschützt, neu zu schmücken.
Natürlich blüht auch jetzt schon einiges bei mir. Christrosen, Schlüsselblumen und Polster-Primeln, sowie die ersten Schneeglöckchen. Ich habe da einen einfachen Trick, mein Frühlingsbeet ist zwischen Teich und Wintergarten, also mit die wärmste Stelle im Garten, wo der Schnee am schnellsten weg ist und ich auch vom Wintergarten aus, immer alles im Blick habe. Und dieses Frühlingsbeet blüht quasi, sobald der rote Fächerahorn sein Laub abgeworfen hat, ab Ende Oktober mit den Kissenprimeln, zu denen sich dann nach und nach verschiedene Schneeglöckchen gesellen und spätestens im Februar dann auch die Krokusse und Winterlinge usw.. Bei mir blüht 12 Monate im Jahr etwas im Garten, gut, ab 7 cm Schnee ist es teilweise verborgen.
Deine skandinavischen Töpfe sind sehr schön. Bei Deiner tollen Zinkkiste passe bitte auf und stelle sie nicht direkt auf Pflaster, das gibt unschöne Rostflecken. Aber sie ist toll!
Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende. LG Wurzerl
Lieber Sven,
das sieht super aus! Sehr schöne Bilder.
Liebe Grüße, Mama 👍👍👐🍀🍀❣️🧚♂️❤️