Gärten der Rheinkultur
Mit Spannung habe ich die Schaugärten der Landesgartenschau in Neuenburg am Rhein besucht. Es ist jedes Mal wieder aufs Neue interessant, was sich die Gartenbauer und Landschaftsarchitekten einfallen lassen und welche Trends den Gartenbau aktuell und zukünftig bestimmen. Manche Gärten werden erst begreifbar, wenn sich das dahinter liegende Thema erschließt. Und die Ideen hinter diesen Schaugärten sind durchaus vielfältig! Vom ganzheitlichen Ansatz der Gesunderhaltung des Organismus, über den Garten als Entsprechung der Natur, bis hin zur Verbindung von Alt und Neu findet man alles, was unsere Gärten aktuell bewegt. So begebe ich mich nun auf einen Spaziergang durch die Gedankenwelt der Schöpfer und genieße was ich sehe.
Der Garten als Energiespender
Ein Garten als Energiespender? Natürlich! Der Schaugarten von planwerk Gehle wurde gemeinsam von den GaLaBau-Unternehmen Jackobs und Staenke (Müllheim) sowie Froschkönig Gärten (Emmendingen) umgesetzt und verwirklicht. Er dreht sich rund um einen ganzheitlichen Ansatz. In allen Aspekten dient er der Erholung und damit der Energiegewinnung des menschlichen Körpers. In Form von Entspannung, gesunder Ernährung und Fitness reagiert er auf heutige Ansprüche des gesunden Lebens und verbindet verschiedenste Gartenstile in einem modernen Konzept. Der Moderne Garten, der Naschgarten, der Staudengarten, der Obstgarten und vieles mehr findet sich in diesem Gesamtkonzept wieder. Integriert in nur einem Garten!
Der Mittelpunkt dieses Gartens besteht aus einem Betonhaus, das in seiner puristischen Form einen Sitzplatz beherbergt. Hier kann ganz unabhängig vom Wetter im Freien, gespielt, gegessen oder trainiert werden. Dem gegenüber steht eine Brücke über einen Naturteich, die ebenfalls in einer einfachen Hausstruktur aus Beton das Thema des Gartenhauses aufgreift und als Verlängerung dieses Bauwerkes gesehen werden kann.
Zur Gesunderhaltung des Körpers findet man ein Fitness-Outdoorbereich, einen Naturpool, verschiedene Ruhebereiche und einen Naschgarten. In einem Ofen können gesunde Mahlzeiten hergestellt und gleich im Garten verkostet werden. Hauptsächlich werden Materialen wie Beton, Naturstein und Cortenstahl verbaut. Verbindend wirken die Wackersteine die sowohl die Farblichkeit des Betons als auch die Farbe des rostigen Stahls aufgreifen. So wirkt das Gesamtbild stets harmonisch und findet in den Gartenelementen, wie Stühlen, Tischen und Pflanztöpfen wieder seine Entsprechung.
Die Bepflanzung ist sehr vielfältig. Sowohl Bäume, Sträucher, Stauden, als auch Einjährige zieren Beete und Töpfe. So sind neben Zierpflanzen auch Nutzpflanzen in das Gesamtarrangement eingebunden. Je näher man dem Betonhaus kommt, umso farblich passender zeigt sich die Bepflanzung in rostrotem Blattwerk und Blüten. Der Garten beherbergt heimische, als auch nicht-heimische Pflanzen. Ein vielfältiges Wunderwerk der Ganzheitlichkeit in allen Aspekten! Alles dient der Energiegewinnung! Aus diesem Garten kann man frisch und erholt in den Alltag starten.
Die Metamorphose von Rustikal zu Modern
Das ein Garten einerseits natürlich gestaltet und trotzdem ganz modern sein kann, zeigt dieser Schaugarten der Firma Glatz Garten- und Landschaftsbau aus Freiamt. Hier trennt ein Gartenhaus zwei Gartenbereiche, die nicht unterschiedlicher sein können. Wie bei der Metamorphose eines Schmetterlings gleitet man von einem rustikalen Gartenbereich, der vor allem durch das Baumaterial Holz gekennzeichnet ist, über das Gartenhaus, in ein modernes, farbiges und von Beton und Metall geprägtes Gartenzimmer. Hier wird geklotzt und nicht gekleckert, denn in diesem Gartenraum herrscht das grüne Paradies, von Kunst geprägt und mit knallig roten Elementen garniert.
Wer sich nicht entscheiden kann oder von jeher verschiedene Gartenzimmer sein eigen nennen möchte, findet hier das passende Design. Der erste Gartenraum ist durch nachhaltige Materialien und gebrauchte Gegenstände gekennzeichnet. Vor allem Holz und Natursteine werden hier verbaut. Ein ausgedienter Metallcontainer dient als Hochbeet für Trockenheit liebende Pflanzen. Hauswurzen, Kakteen und Sukkulenten machen diesen Garten pflegeleicht und vermitteln ein wüstenartiges Ambiente. Das Ganze erinnert fast ein wenig an den Wilden Westen. Als besonderes Element findet sich mittig ein Fischteich, um den herum man in das Innere des Gartenhauses gelangt.
Im Inneren und auch bei der Verkleidung des Gartenhauses wird die Metamorphose von rustikal zu modern deutlich. Die Holzfassade verschwindet immer mehr zugunsten einer roten Lackfassade und auch das Innere des Gartenhauses verbindet gekonnt den Holzcharakter mit der modernen Anmutung des zweiten Gartenraumes, indem sich alle Materialien und Formen der Außenbereiche hier wieder finden. Eine Gartenküche und Lounge-Bereich im Inneren dürfen mittlerweile in keinem Garten mehr fehlen. Sie verbinden das Innen und Außen und schaffen so eine Verschmelzung der jeweiligen Lebensstile.
Ganz modern und mit einem Schwimmteich ausgestattet ist der zweite Gartenbereich. Hier lässt es sich gemütlich sitzen und das Leben genießen. Zwei Sumpfeichen dienen als Schattenspender und werden bald den gesamten Sitzbereich vor all zu heißer Sonneneinstrahlung schützen. Moderne Lampen und Gartenmöbel machen Lust auf diesen Raum. Betonplatten und ein Hochbeet, ebenfalls aus Beton, wirken modern und kühl. Gewagt ist die Farbe! Rot ist bei vielen Gartenbesitzern nicht gerade beliebt. Wer jedoch diesen Garten erlebt, wird Rot lieben!
Die Verschmelzung von Innen und Außen
Die Verbindung von Drinnen und Draußen ist das Thema vieler Gartenschauen. Die Natur soll als originärer Lebensraum des Menschen in den Lebens- und Wohnalltag eingebettet werden. Besonders seit der Corona-Pandemie ist der Wunsch nach einem Garten und dem Zusammenspiel von Wohn- und Gartenraum deutlich präsenter geworden. Dieser Schaugarten der Firma “Hügel – mehr Garten” aus Rümmingen, dient als besonderes Beispiel für die Verbindung dieser vermeintlichen Gegensätze. Das “Drinnen” wird von einem Wintergarten repräsentiert, der das ganze Jahr über den Garten und das Naturerleben nutzbar macht. Hier kann gekocht, gegessen und gearbeitet werden. Alle Lebensaspekte sind in diesem Raum abbildbar.
Durch die Fensterfronten entsteht ein Austausch mit dem Garten, der weiter erlebbar wird, wenn man in der angrenzenden Pergola Platz nimmt. Hier definiert sich ein Zwischenbereich, der als Verbindung von Drinnen und Draußen steht. Gemeinsame Essen mit Freunden und der Familie lassen sich hier ebenso verwirklichen, wie im Wintergarten oder dem Sitzplatz im Garten, der abgesenkt mit einer Feuerstelle und viel Platz zum Sitzen versehen ist. So entsteht in L-Form ein verbindender Weg von innen nach außen und umgekehrt.
Die Bepflanzung um den Senk- und Wintergarten ist klimagerecht gestaltet. Stauden, die auch heißere Sommer überstehen können, sind in den Komplementärfarben Gelb und Lila/Blau zusammengestellt. So entsteht ein frisches und kontrastreiches Farbspiel, dass sich in den dekorativen Elementen des Gartens wieder findet. Da die heißen Sommer auch Einfluß auf den menschlichen Organismus haben und eine Abkühlung durchaus wohltuend ist, darf auch ein Pool unter keinen Umständen fehlen. Damit ist der Garten rundum perfekt und darf in dieser Form einfach nur noch in einem Hausgarten landen.
Wenn der Süden gen Norden zieht
Was braucht man in einem mediterranen Garten, wie man ihn in Südfrankreich oder Italien vorfindet? Natürlich benötigt man in den heisseren Regionen Europas einen Pool! So hat auch dieser südländisch angelegte Schaugarten von Ebner Garten-, Landschaft-, Sportplatzbau aus Bad Säckingeneinen einen Pool, der die heißen Sommertage so richtig erträglich macht. Dieser Schwimmbereich zeichnet sich als Naturpool aus und wird durch ein spezielles Kiessubstrat, dass als Kläranlage fungiert, glasklar gehalten. Eine natürliche und ökologische Variation zu den weit verbreiteten Chlorbädern.
Auch die Bepflanzung muss mediterranen Ansprüchen genügen, so dass der Garten das ganze Jahr über südländisches Flair versprüht. Pinien sind typische Bäume dieser südländischen Regionen, die auch in diesem Garten Verwendung finden. Zudem blüht es äußerst üppig. Vor allem lila- und pinkfarbene Stauden sorgen für ein intensives Farberlebnis, wie man es aus dem Urlaub kennt. Hier nutzt man vor allem hitzeresistente Stauden, die auch in unseren Breiten als klimaresistente Pflanzen eine gute Figur machen. Wenn das nicht eine sinnvolle Investition in die Zukunft ist?
Ein Sonnensegel überspannt einen Sitzplatz, der mit geflochtenen Stühlen bestückt ist. So hat man immer genug Schatten, um sich vor der sengenden Sonne zu schützen. Umrahmt wird der Garten von Krustenplatten aus Gneis, die gemeinsam mit Sträuchern blickdichte Zonen schaffen. So hat man die notwendige Privatsphäre, um einen entspannten Tag am Pool verbringen zu können. Am liebsten würde ich sofort in das kühle Nass springen. So wie es aussieht, hat das auch schon jemand gemacht…
Zurück in die Vergangenheit – der Bibergarten
Der französische Gastbeitrag der UNEP möchte mit seinem Garten an die frühen “wilden” Zeiten des Rheins erinnern. Hier ist die Bepflanzung der wilden und natürlichen Sumpflandschaften des Rheins entlehnt und zeugt von der Idee, Gärten als Naturraum zu gestalten. Typisch heimische Pflanzen, wie Mädesüß, Wasserknöterich und die Rote Lichtnelke sind standortgerecht in den Garten integriert. Zu meinem Besuch Anfang Juni ist die wilde Pracht allerdings noch nicht so üppig, wie sie es in der freien Natur wäre. Hier bietet sich ein weiterer Besuch in der Sommerzeit an, um die ganze Pflanzenvielfalt bestaunen zu können.
Das Highlight ist ein Biberbau, der imposant in der Mitte einer angedeuteten Insel steht. Hierzu wurde Treibholz zu einer Art Mini-Tipi arrangiert, das die Idee eines Biberbaus aufgreift, aber auch als Spielplatz für Kinder genutzt werden kann. Als Wegplatten sind eingelassene Baumscheiben verwendet, die um den Teich herum, zu einer rustikalen Sitzgelegenheit führen. Diese ist eine Mischung aus Steg und Tagesbett und ist wie der komplette Garten aus nachhaltigen Materialen erbaut. Wenn ein Garten natürlich und nachhaltig gestaltet ist, dann ganz klar dieser Bibergarten.
Zurück in die Zukunft
Kühl und modern wirken in diesem Garten anthrazitfarbener Stahl und grauer Stein. Umgesetzt haben diese Idee “DieGartendesigner”. Alles ist eher schlicht und modern gehalten. Ein perfekter Garten für ein zeitgenössisches Haus. Gebrochen wird die kühle Anmutung durch Holz und die farbenfrohe Bepflanzung. Diese befindet sich vor allem in einem gemauerten Hochbeet. Mittelpunkt ist der Stahlpavillon mit seinem Natursteinbrunnen. Dieser ist mit waagerechten Einfräßungen versehen, welche dem Wasserverlauf mehr Spannung verleihen. Rundherum lässt es sich wunderbar auf Holzboxen sitzen und das Wasser genießen.
Die Bepflanzung ist insgesamt eher wild und bunt und besteht hauptsächlich aus Stauden und Formgehölzen. Besonders die Hochstamm-Formgehölze sind als Sichtschutz zu den Nachbargebäuden ein gelungener Hingucker. Hier entsteht in der Höhe ein lebender, blickdichter Zaun, der ebenso klar strukturiert als Pendant zu den Strukturen des Pavillons und dem Hochbeet steht. So lassen sich auf kleinstem Raum schöne Gartenräume bilden, die zu unterschiedlichen Tageszeiten, an den Unterschiedlichsten Gartenbereichen Bewohner und Besucher herzlich einladen.
Die Gemeinschaft der getrennten Staaten
Dieser Schaugarten, vom GaLaBau-Betrieb Scherer, vereint wie im wahren Leben Frankreich und Deutschland, die allein durch den wunderbaren Rhein getrennt sind. So hat auch dieser Garten einen deutschen und einen französischen Teil, getrennt durch ein Wasserspiel, dass genau diese Lebensader symbolisieren soll. Der deutsche Teil besteht aus einer Terrasse mit Outdoor-Küche. Genauer gesagt, aus einem Holzbackofen. Hier kann des Deutschen heiligstes Nahrungsmittel, das Brot, gebacken werden. Solide Mauern aus grau-beigem Muschelkalk und einer ausfahrbaren Dachbeschattung schaffen einen monumentalen Rahmen. Durch die zarte Bepflanzung mit Stauden, Büschen und einer Goldulme wird damit wieder gebrochen.
Der französische Teil liegt leicht erhöht und bietet einen einfachen, aber gemütlichen Sitzplatz mitten im Grünen. Umschlossen ist dieser Gartenraum von heimischen Eiben, die vor allzu lästigen Blicken schützen. Die Bepflanzung ist mediterran. So findet man eine kleine knorrige Olive ebenso, wie ein mit klaren Linien strukturierter Steingarten, der den typisch französischen Lavendel beherbergt. Dieser Gartenbereich erzählt von Olivenhainen und Lavendelwiesen und versetzt den Besucher direkt in das nahe Frankreich.
Viele Gärten mit wohl überlegten Hintergründen bewegen diese Landesgartenschau. Die Gesundheit, der Klimawandel, der Garten als Zufluchtsort beschäftigen Gartenbesitzer und Gartenbauer gleichermaßen. Die Umsetzung ist ebenso unterschiedlich, wie es Bedürfnisse der Umwelt und der Gartenbesitzer gibt. So bleibt auch das Thema Garten und die Gestaltung von Gärten im Fluß. Es geht in Richtung Zukunft und wird erst enden, wenn es diesen Planeten nicht mehr gibt.
Deshalb wünsche ich Dir viel Spaß bei den Gartenschauen im ganzen Land. Mit offenen Augen und einem offenen Herz für die dahinter liegenden Themen, ist ein jeder Gartenbesuch wie ein kulinarischer Genuss, der Herz, Seele und Kopf nährt.
Dein Sven.
PS: Ich freue mich über Deine Impressionen der Gartenschau und weitere Ideen in den Kommentaren.
Weiterführende Links (Werbung ohne Gegenwert):
Der Garten als Energiespender ist eine Gemeinschaftsproduktion von planwerk GEHLE, dem GaLaBau-Unternehmen Jackobs und Staenke und Froschkönig Gärten.
Die Verschmelzung von Innen und Außen wurde von “Hügel – mehr Garten” aus Rümmingen geschaffen.
Zurück in die Zukunft geht es mit “Die GartenDesigner” aus Waldkirch-Siensbach.
Hier kannst Du die Gartenschau des letzten Jahres besuchen: Beetideen und Schaugärten.
2 thoughts on “Gärten der Rheinkultur”
Hallo Sven ,
die einzelnen Mustergärten hast Du gut beschrieben .
Erwähnenswert sind noch die schön angelegten Beete mit saisonaler Bepflanzung ( wo findet man schon Grün- und Palmkohl oder Mangold in der Zierbepflanzung ) , der Steppengarten , andere Staudenpflanzungen und der Gartenbeitrag der Gräfin von Zepplin ( Gegensatz zur Gärtnerei ).
Unter der Woche ( Mittwoch ) war wenig los , evtl. auch dem Wetter geschuldet , da durchwachsen , was mir natürlih zugute kam ( wollte ja Gartenideen sehen und nicht Menschenmassen ).
V.G. Reinhold
Lieber Reinhold,
Du hast Recht. Auf der Gartenschau gibt es noch so viel mehr zu entdecken. Leider wurden zu der Zeit, in der ich zu Besuch war, die Frühjahrsbeete geleert. So habe ich weder vom Frühjahr, noch vom Sommer viel mitbekommen. Sehr schade. Aber Du beschreibst die Gartenschau so anschaulich, dass ich mir gut vorstellen kann, wie schön es war die Beete zu erleben.
Ich freue mich, dass ich Dich immer wieder zu spannenden Gartenreisen inspirieren kann.
Sei lieb gegrüßt,
Sven.