Ich kann es nicht glauben! Vor wenigen Jahren war hier noch ein Gemüsegarten zu finden: alte Betonwege haben ihn mehr schlecht als recht von den anderen Gartenbereichen abgegrenzt und eine überalterte Betonmauer hat den Höhenunterschied des Gartens nur mäßig abgefangen. Ganz zu schweigen von den vielen Rissen und Abplatzungen, die wie tiefe Falten den Beton durchzogen haben. Davon wollte ich mich unbedingt trennen. Deshalb kam der Bohrhammer zum Einsatz mit dem ich alles mühevoll in seine Einzelteile zerlegt habe. Den Umstand, dass dieser Bereich schon immer tiefer lag als der restliche Garten, habe ich genutzt um einen Senkgarten zu schaffen. Eine Idee, die ich aus Großbritannien mitgebracht habe und ich unbedingt im eigenen Garten umsetzen wollte. Bist Du schon neugierig auf diesen Gartenraum? Dann folge mir doch einfach!

Was ist ein Senkgarten?

Vielleicht muss ich erst einmal erklären, was ein Senkgarten ist. Wie der Begriff schon andeutet, ist es ein Gartenbereich, der tiefer liegt als der restliche Garten, also versenkt ist. Das hat natürlich Vor- und Nachteile, wie alles im Leben. Ein Nachteil ist, dass man in der Regel Treppen braucht, um dorthin zu gelangen, oder auch Mauern, um die Höhenunterschiede abzufangen. Das kostet vor allem viel Geld und Arbeit und ist meist auch nicht behinderten- und altersgerecht. Aber es gibt auch Vorteile! Zum einen optische Vorteile, denn so unterbricht ein Höhenunterschied die Beschaffenheit des Gartens und erzeugt damit Spannung. Zudem wirken kleine Gärten durch diese Unterbrechung und die Veränderung der Höhenstruktur, größer. Zum anderen hat es auch spannende klimatische Auswirkungen auf diesen Gartenbereich. Dort sind die Temperaturschwankungen im Gegensatz zum restlichen Garten nicht ganz so hoch.

Die Bepflanzung des Senkgartens

Aufgrund der geringen Temperaturschwankungen ist der Frühling im Senkgarten besonders schön. Deshalb blühen meine Lenzrosen hier schon sehr früh im Jahr. Mittlerweile sind es rund fünfzehn verschiedene Sorten, die sich im Sommerbeet hinter den anderen Stauden verstecken. Sie blühen meist in rot oder rosa, wie auch die Tulpen, die ihnen später folgen. Ansonsten herrschen hier hauptsächlich die Farben Blau und Lila. Im Frühjahr präsentiert durch Hyazinthen, Traubenhyazinthen, Lilien, dem Kaukasisches Vergissmeinnicht, Anemonen und vielen weiteren Frühjahrsblühern. Seit einigen Jahren laden bereits schon im Februar erste Sonnentage dazu ein im Senkgarten Platz zu nehmen. Da die Backsteinmauern und die Mauern von Haus und Garage die ersten wärmenden Strahlen gut speichern, kann man hier schon zeitig im Jahr sitzen und die ersten Blüten bewundern. Ein weiterer Vorteil des Senkgartens, der die Wärme extrem gut hält.

Über das Jahr hinweg verändern sich die Beete des Senkgartens immer wieder. Die nächste Veränderung kündigt sich im späten Frühjahr bzw. im Übergang zum Sommer an. Zu dieser Zeit blühen viele Lilien, Akeleien, die gefüllten Glockenblumen und die wunderbaren Pfingstrosen, die schon Jahrzehnte in diesem Garten wachsen und wunderbar duften. Dann changiert er in den Farben Rosa, Weinrot, Blau. Im Sommer blühen der Storchschnabel “Rozeanne”, der Phlox “Düsterlohe”, die Sterndolde “Shaggy”, die Schneeballhortensie “Annabelle”, die Hosta “Blue Cadet” und die schöne Samthortensie “Mauvette” um die Wette. Lila, Blau und Weiß sind nun die vorherrschenden Farben. Im Herbst mischen sich noch weiße Astern und Herbstanemonen hinzu. Dann folgt der Winter und das Spiel beginnt wieder von vorn.

Knifflige Gartengestaltung

Jeder Gartenraum hat aber auch seine Tücken – so auch der Senkgarten. Er bietet in seinen umschließenden Beeten extrem unterschiedliche Lebensbereiche. Von (fast) voller Sonne bis hin zu vollem Schatten gibt es alles. Da ich es schön finde, wenn die vier Beetseiten mit den gleichen Pflanzen gestaltet sind, ist das in diesem Fall keine einfache Aufgabe. So viele Bereiche zu bedienen schaffen nur wenige Pflanzen und ich bin immer noch am ausprobieren, was speziell hier gut wächst. Bis ich die optimale Pflanzung herausgefunden habe, muss ich deshalb öfter mal etwas nachpflanzen, dass es nur ein oder zwei Jahre aushält. Zudem gibt es im schattigen Bereich Pflanzen, die es in den anderen Beetecken dieses Gartenraums nicht gibt, wie beispielsweise die Schneeballhortensie oder die Sterndolde. Ich habe also entgegen meiner Idee von Wiederholung etwas Spannung durch Ausnahmen ins Beet gebracht und muss gestehen, dass es gar nicht schlecht aussieht.

Dieser Gartenbereich ist auch noch aus anderen Gründen knifflig zu gestalten. An ihn grenzt ein dreistöckiges Mehrfamilienhaus, mit mehreren Wohneinheiten. Viele Augen können deshalb in den Garten blicken. Ein Umstand, der es nicht gerade heimelig macht – zumal der Senkgarten aufgrund seiner Lage besonders günstig als privater Rückzugsort ist. Hier braucht es eine gute Lösung, damit dieser Gartenraum zu einem Ruheort werden kann. Letztlich besteht die Idee aus drei verschiedenen Maßnahmen, die die Blicke zu einem Großteil abfangen sollen. Zum einen begrenzt das viktorianische Gewächshaus den Blick in den Garten, zum anderen verhindern hohe Eibenhecken den Einblick. Da das Mehrfamilienhaus das Ganze weit überragt, ist auch eine Begrenzung nach oben wichtig. Das gelingt durch vier Dachplatanen, die den Senkgarten darunter abschirmen. Jetzt ist er kaum noch einzusehen!

Dekorative Aspekte

So geschützt werden spätestens während des Frühjahrs die Liegestühle in Besitz genommen, die direkt unter den Platanen platziert sind. Flankiert werden sie von zwei Beistelltischen, die sowohl für dekorative Zwecke, als auch ganz praktisch zum Abstellen von Getränken genutzt werden können. Hier lasse ich meiner Kreativität freien lauf und dekoriere Stühle und Tische immer wieder neu. So finden mal ein schöner Kranz, eine kreative Topfidee oder einfach nur ein Windlichtensemble einen Platz auf den Beistellischchen. Dabei passen sich die Dekorationen und Textilien immer an das aktuelle Farbenspiel in den Beeten an. Veränderung ist gut und lässt den Garten auch für den Besitzer spannend erscheinen. Aber auch Gäste finden immer wieder einen anderen Garten vor.

An extrem heißen Sommertag ist die Temperatur im Senkgarten weitaus besser als im restlichen Garten. Durch den Baumschatten bleibt es stets kühl und es kann sich keine Hitze ansammeln, wie es unter einem Schirm oft üblich ist. Zudem gleicht die tiefer liegende Gartensituation die Temperatur ein wenig aus. Wenn dann noch ein Wind weht, ist es nahezu perfekt für ein Mittagsschläfchen unter den Platanen. Hier muss man nicht schwitzen! Deshalb kommt es hin und wieder vor, dass wir die Liegestühle zusammen klappen und Platz schaffen für einen Tisch und Stühle. Hier läßt es sich zum Kaffeekränzchen oder zum Mittag- und Abendessen weitaus besser aushalten, als auf unserer ungeschützten Terrasse. Dort und im restlichen Garten schnellen dann ab der Mittagszeit die Temperaturen in die Höhe und es läßt sich dann nur noch im Senkgarten gut aushalten.

Der Sonnenplatz im Senkgarten

Neben diesem angenehm temperierten und von Platanen beschatteten Platz, bietet der Senkgarten ein weiteres Plätzchen direkt am Haus, dass mit viel Sonne aufwartet. So ist er in zwei Bereiche eingeteilt: Zum einen gibt es den von Platanen überdachten Platz vor dem viktorianischen Gewächshaus, zum anderen einen Sonnenplatz direkt vor dem Haus, auf dem eine Bank steht. Dieser Sonnenplatz beherbergt jedes Jahr einen Topfgarten und wird mehrmals im Jahr neu gestaltet. Er wandelt sich viermal im Jahr – passend zur Saison – in ein anderes Gewand. Auch die verwendeten Farben können sich angepasst an die Beetsituation immer wieder verändern. Deshalb habe ich vom Frühjahr bis zum Winter ein paar Gestaltungsideen aus diesem Gartenbereich für Dich zusammen getragen:

Im Herbst blühen weisse Astern im Senkgarten. Dazu passen rosa, pink und weisse Dekotöne.

Wie jeder Gartenraum ist auch der Senkgarten einer ständigen Veränderung ausgesetzt. Betrachtet man die Bilder von vor ein paar Jahren und vergleicht sie mit heute, wird schnell klar, wie gut alles mittlerweile eingewachsen ist. Die Bäume und Sträucher haben immens zugelegt und dieser Gartenraum wird immer uneinsehbarer und heimeliger. Teilweise beginnt jedoch die Blütenpracht nachzulassen. Die Stauden müssen verjüngt und das Pflanzkonzept an die Veränderungen angepasst werden. Es bleibt also spannend, welche weiteren Entwicklungen dieser Gartenraum bereit hält. Ich freue mich auf jeden Fall, wenn Du mich auch zukünftig dabei begleitest und mir in den Kommentaren Ideen, Kritik oder einfach nur ein paar schöne Grußworte hinterlässt. Dankeschön, dass Du mich begleitest.

Liebe Grüße aus dem Senkgarten wünscht Dir,

Dein Sven.

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