
Vögel naturnah füttern
Ich bin unglaublich glücklich darüber, dass in meinem Garten eine Vielzahl an unterschiedlichen Vögeln zu finden ist. Gerade habe ich den Zaunkönig beobachtet, wie er fröhlich zum Futterhäuschen geflogen ist und dann noch eine runde durch den Garten gedreht hat. Sein Lebensraum sind die Büsche und Hecken meines und der benachbarten Gärten. Er ist ein treuer Begleiter, wie auch die Amseln, das Rotkelchen und verschiedene Meisen, die regelmäßig durch den Garten flattern. Ich füttere sie fleißig an unserem Vogelhäuschen und kaufe artengerechtes Futter, welches die unterschiedlichen Fressgewohnheiten der Vögel berücksichtigt. Schließlich soll jeder auf seine Kosten kommen. Es gibt jedoch auch Stimmen, die das aktive Füttern nicht für sinnvoll halten und ein passives Füttern präferieren. Wie das aussieht, zeige ich Dir jetzt, denn es hat viel mit der Art des Gärtnerns zu tun!

Samen und Früchte gehören, neben Insekten, zu den natürlichen Nahrungsquellen unserer heimischen Vogelwelt. Wer genug davon im Garten hat, braucht kein Vogelfutter kaufen und die Vögel mit industriell gefertigten Nahrungsangeboten versorgen. Zumindest nicht ganz, denn solange nicht alle Gärten auf die natürliche Fütterung ausgerichtet sind, braucht es leider immer noch den Griff zum Angebot aus dem Fachhandel. Deshalb ist es ein sinnvolles Ziel, den Garten so zu gestalten, dass unsere heimische Vogelwelt ein rundum ausreichendes Nahrungsangebot vorfindet. Nehmen wir uns also die Natur zum Vorbild und schauen, wie sie es schafft die Vögel auch im Winter nicht verhungern zu lassen.

Mein Buch
„In meinem Buch „Blüh auf!“ findest Du weitere Ideen, wie Du den nahenden Frühling, attraktiv gestalten kannst (Werbung).“


Nicht aufräumen
Wir neigen dazu in unseren Gärten alles ordentlich zu machen, bevor der Winter kommt. Wir schneiden Stauden, Sträucher und Bäume, entfernen Blätter, Früchte und Samen und putzen den Garten radikal aus. Das entspricht zwar unserem menschlichen Ordnungssinn, aber nicht der Ordnung der Natur! Dort bleibt alles so, wie es ist. Den ganzen Winter lang. Erst im Frühjahr erheben sich die neu ausgetriebenen Pflanzen über das alte Durcheinander und alles geht von neuem los. Das Alte vergeht und das Neue profitiert davon. Es ist ein geschlossener Kreislauf. Aber wie können wir das für unsere Vögel zu nutze machen?
Unsere heimischen Vögel profitieren dann, wenn wir es der Natur nachmachen und den Garten im Herbst und Winter einfach in Ruhe lassen. Das erspart Dir nicht nur die mühselige Arbeit im Herbst alles sauber zu machen, sondern unterstützt jegliches Leben in Deinem Garten:

Stauden
Lass die Stauden einfach stehen! Das sieht im Winter übrigens wunderschön aus, wenn der Raureif oder der Schnee den Stauden silbrig und weiss glänzende Häubchen aufsetzt. Die Gartenbeete wirken dann auch nicht so leer und der Garten bleibt lebendig. Lebendig allerdings nicht nur aus optischer Sicht, denn einerseits bleiben mit den Staudenskeletten auch die Samenstände mit den leckeren Samen in den Beeten, die vor allem Vögel, aber auch andere kleine Säugetiere zum Fressen gern haben, andererseits bieten sich die abgestorbenen Stauden als Winterquartier für Insekten an, die wiederum den Vögeln als weitere Nahrung dienen. Besonders die Meisen, Spatzen und der Zaunkönig fliegen bei mir zwischen den Stauden hin und her und suchen nach Insekten oder naschen die kleineren Samenkörner.


„Ideal ist es, wenn Du die Staudenabschnitte bis April im Garten liegen lässt. So haben die Insekten die Möglichkeit nach ihrem Winterschlaf auszuziehen und sich gleich wieder in ihrer Heimat einzufinden.“
Sven Beck
Beetwunderung.de
Laub
Wer Laub im Garten hat ist gesegnet! Das Laub erfüllt unglaublich viele Zwecke im Garten. Es deckt zum Beispiel die nackten Beete ab und schützt Tiere und Pflanzen vor dem Frost. Es verrottet zu wunderbarem Kompost, düngt den Garten ein wenig und ist Überwinterungsquartier von Insekten. Und das ist der Hauptgrund für die Vogelwelt weshalb das Laub in den Beeten bleiben sollte. Nur so finden die Vögel ihre Leibspeise zur Winterzeit. Nur wenn sie die Möglichkeit haben im Laub nach Insekten zu suchen, können sie fündig werden. Kein Laub, keine Insekten und die Vögel bleiben hungrig. Natürlich kannst Du das Laub aus den Wegen und dem Rasen entfernen – wenn Du es dann einfach in die Beete wirfst, hast Du schon etwas für die Biodiversität in Deinem Garten getan.

Gehölze
Gehölze sollten ziemlich spät im Winter geschnitten werden. Am besten Ende Februar, denn ab März sind größere Schneidearbeiten aufgrund des Vogelschutzes verboten. Denn dann beginnt die Brut der Vögel und diese sollte auf keinen Fall gestört werden. Vor Ende Februar würde man allerdings die Insekten zu sehr stören, die an und in den Gehölzen überwintern. Wenn Du im Februar Gehölze schneidest, solltest Du deshalb das Schnittgut noch bis April im Garten liegen lassen. Dann haben die Insekten Zeit in den Garten auszuwandern. Damit erhält Du sie den Vögeln als Futter und hilft zudem dabei weiterhin Nützlinge im Garten zu etablieren.

Heimische Pflanzen
Wer die Natur in den Garten holt, passt sich noch ein Stück weiter an eine naturnahe Fütterung der Vögel an. Viele heimische Pflanzen sind den Vögeln bekannt und daher wissen sie genau, was sie von welcher Pflanze erwarten können. Sie stehen, wie kleine Restaurants am Wegesrand und warten auf ihre Stammgäste. Wenn Du also möchtest, dass Du in Deinem Garten ebenfalls Stammgäste zu Besuch hast, integriere Wildpflanzen: Brennnessel, Distel, Königskerze, Wilder Oregano, Wiesenknopf, Scharfgarbe, Glockenblume, Efeu, Flockenblume und viele mehr bieten leckere Sämereien für den Winterspeisezettel. Viele Staudengärtnereien und Samenhändler bieten mittlerweile ein unglaublich gut sortiertes Wildpflanzensortiment an. Du musst nur noch zugreifen und loslegen!


„Wenn Du die verblühten Rosenblühten Deiner remontierenden Lieblinge ab Ende August nicht mehr abschneidest, erhält Du wunderbare Hagebutten, die die Vögel in Deinem Garten nur zu gerne genießen.“
Sven Beck
Beetwunderung.de
Früchte
Die Natur hält ein großes Repertoire von Früchten für unsere Vögel bereit. Oft sind es sogar solche, die für uns giftig sind, wie beispielsweise die Eibenbeeren, um die in meinem Garten die Amseln ganze Kämpfe ausfechten. Zur Reife der Beeren kommen schnell mal 15 Amseln zusammen, die sich wie wild darüber hermachen. Aber natürlich lieben die Vögel auch die für menschen verzehrbaren Früchte, wie Apfel, Holunder, Hagebutten, Schlehe oder Weißdorn. Ich lasse beispielsweise immer etwas Fallobst liegen, dass den ganzen Winter über immer wieder angepickt wird. Auch hier sollte man nicht zu ordentlich sein und Früchte im Garten belassen. Das kommt nicht nur den Vögeln, sondern auch kleinen Säugern und Insekten zugute. Letztere stehen schließlich auch auf der Speiseliste der Vögel.



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Aktive Fütterung
Leider ist es absolut nicht ausreichend, wenn nur ein Garten in der Umgebung auf diese Weise gestaltet ist. Wir brauchen mehr Gärten, die sich auf den Schutz der Vögel einlassen und den Winter über „unordentlich“ aussehen. Vielleicht kannst Du mit Deinem Garten ein Vorbild sein und etwas Aufklärungsarbeit leisten. Damit hilfst Du nicht nur unserer Vogelwelt, sondern auch vielen anderen Lebewesen die wichtig für Deinen Garten, vor allem aber wichtig für die Natur sind. Wir werden wohl noch etwas länger dazu füttern müssen. Worauf Du bei der aktiven, konventionellen Fütterung achten solltest, habe ich Dir hier noch einmal zusammengefasst:
Futterauswahl
- Vielfalt: Biete eine Mischung aus verschiedenen Samen (z.B. Sonnenblumenkerne, Erdnüsse, Haferflocken).
- Naturbelassen: Vermeide industriell verarbeitete Futtermittel.
- Saisonale Anpassung: Im Winter können fettreiche Nahrungsmittel (z.B. Fettfutter) wichtig sein
Futterstellen:
- Futterhäuschen: Verwende geschützte Futterhäuschen, die vor Regen und Schnee schützen.
- Futterspender: Achte darauf, dass sie für verschiedene Vogelarten geeignet sind.
- Bodenfütterung: Einige Vögel (z.B. Amseln) fressen gerne am Boden.

Schutz:
- Sicherheit vor Fressfeinden: Stelle Futterstellen in sicherer Entfernung zu Bäumen oder Sträuchern auf, wo Raubvögel lauern könnten.
- Reinigung: Halte Futterstellen sauber, um Krankheiten zu vermeiden.
Wasserquelle:
- Tränken: Stelle frisches Wasser bereit, besonders im Sommer.
- Eisfreihaltung: Im Winter kann ein beheiztes Vogelbad sinnvoll sein.
Standort:
- Sichtbarkeit: Futterstellen sollten an einem ruhigen Ort aufgestellt werden, wo Vögel sich sicher fühlen.
- Deckung: Pflanzen in der Nähe bieten Schutz.

Anpassung an die Jahreszeit:
- Winterfütterung: Besonders wichtig, um den Vögeln in der kalten Jahreszeit zu helfen.
- Frühjahrs- und Sommerfütterung: Unterstützung während der Brutzeit (z.B. mit Insekten).
Regelmäßigkeit:
- Konstanz: Füttere regelmäßig, um die Vögel nicht zu verwirren oder sie an eine Nahrungsquelle zu gewöhnen.

Ich hoffe, Dir hat mein Beitrag zur naturnahen Fütterung Deiner Vögel gefallen und Du hast den Mut, den Garten im Herbst einfach mal sein zu lassen. Im Frühjahr kannst Du dann Deiner Ordnungsliebe nachkommen und den Garten wieder etwas aufhübschen. Im Frühjahr hat man zudem wieder mehr Lust all die Gartenarbeiten anzugehen, als im Herbst. So geht es zumindest mir! Wenn Du noch weitere Ideen zur passiven Vogelfütterung hast, schreib sie doch bitte in die Kommentare. Ich freue mich immer über neue Anregungen.
Viel Spaß mit Deiner Vogelschau wünscht Dir,
Dein Sven
Hinweis: Die Vogelbilder sind frei zugänglich auf Pixabay!
Weiterführende Links (Werbung ohne Gegenwert):
Staudenskelette
„Stauden im Herbst stehen lassen, oder nicht? Wann ist der beste Schnittzeitpunkt? Alle Vor- und Nachteile findest Du in diesem Blogbeitrag.“

Staudenpflege
„Was ist bei Stauden über das Jahr hinweg zu beachten? Das zeige ich Dir in meinem Blogbeitrag Staudenpflege, der keine Frage mehr offen lässt!“

10 geniale Stauden für den Klimawandel
„Hitzewellen, Regengüsse und sich ständig ändernde Temperaturen. Welche Stauden halten das aus? Hier kommen meine zehn Stauden.“

Mein Buch
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3 thoughts on “Vögel naturnah füttern”
Wirklich spannend – und so wichtig die heimische Tierwelt zu fördern! Danke fürs Teilen!
Hallo Sven,
bei mir bleibt im Herbst der Garten auch so wie er ist. Da wird nichts zurückgeschnitten, kein Laub und kein Totholz entsorgt. Alles bleibt bis zum Frühjahr so wie es ist. Das heißt allerdings auch, dass mein Garten jetzt im Frühjahr ziemlich wüst aussieht. Aber da muss ich jetzt durch. Dafür habe ich so viele verschiedene Vögel, Insekten und auch Säugetiere wie den Gartenschläfer. Das ist es wert. Einen Futterplatz habe ich trotzdem. Es ist hakt einfach schön, die Vögel zu beobachten.
Viele Grüße
Claudia
Ich versuche, sowohl den Garten über den Winter nicht aufzuräumen, als auch aktiv zu füttern. Das ist gerade jetzt im beginnenden Frühjahr ein Schauspiel! Außerdem bleiben immer ein paar Kokosmatten vom Winterschutz liegen. Die werden auseinander gezupft und zum Nestbau verwendet. Nur die teueren Wollmatten bringe ich rechtzeitig in Sicherheit!
Viele Grüße von
Margit
P.S.: Bin jetzt bei facebook und instagram ausgestiegen. Noch zu finden auf Bluesky und Mastodon.