Wachgeküsst – Begonien aus dem Winterschlaf holen
Meine Überwinterungsgäste im Keller haben mich heute in Erstaunen versetzt! In den dort gelagerten Begonientöpfen haben sich weiss-rote Triebe durch die Erde geschoben. Deshalb habe ich mich entschlossen, die Töpfe aus dem dunklen Kellerraum zu holen und die austreibenden Pflanzen frisch einzutopfen. Schließlich sollen sie bis zum Juni wieder frisch und grün die Schattenbereiche des Gartens verschönern. Im Gewächshaus ist zum Antreiben noch etwas Platz. Deshalb beginne ich nun die kostbaren Schätze aus dem Winterschlaf zu holen.
Letztes Jahr habe ich mir die Knollen der Wummi-Begonie “Apfelblüte” besorgt und sie im März in Töpfe gesetzt. Bis Juni hatte sich nichts getan und als endlich etwas Grün erschien, dauerte es noch bis zum Spätsommer, ehe sich Blüten zeigten. Das soll dieses Jahr auf jeden Fall schneller gehen! Im Spätherbst des letzten Jahres habe ich die Begonien kurz vor den ersten Frösten abgeschnitten und mitsamt dem Topf und Substrat dunkel im Keller gelagert. Bevor ich jedoch die Kostbarkeiten in den Keller gestellt habe, habe ich darauf geachtet, dass die Erde nicht mehr feucht war, da sonst die Knollen verfaulen könnten. So sind sie gut durch den Winter gekommen.
Bis zu diesem Zeitpunkt war es mir noch nicht in den Sinn gekommen Begonien anzupflanzen, es sei denn, man zählt die Friedhofsbepflanzung mit, die in der Regel einjährig ist. Dort ist die Begonie als Schattenbepflanzung sehr beliebt. So hatte diese Pflanze für mich eher einen verstaubten Charakter. Die Begonie “Apfelblüte” hat meine Einstellung jedoch verändert. Sie ist so schön und zart, dass ich sie unbedingt haben musste. Mit ihren gefüllten, creme, aprikot und rosa gefärbten Blüten hat sie mein Herz im Sturm erobert. Deshalb ist die Freude über die neu entdeckten Triebe groß.
Die beste Zeit zum Vortreiben der Begonien ist von Mitte Februar bis Mitte April. Da ich die Knollen im Topf über den Winter gebracht habe, muss ich sie erst einmal von der Erde befreien. Die Erde ist fest und trocken und muss vorsichtig abgemacht werden. Deshalb ist es sinnvoll die Erde mitsamt der Knolle ein paar Stunden oder am Besten über Nacht einzuweichen. Dann lässt sie sich gut von der Erde befreien. Ich habe mich Stück für Stück voran gearbeitet, bis ich die Knolle einigermaßen freigelegt habe. Dabei ist mir tatsächlich ein Trieb abgebrochen. Ich bin gespannt, ob die Knolle noch genug Kraft hat weiter zu treiben.
Wer die Knolle nicht schon vorab mit Erde eingeweicht hat, darf diesen Prozess nun ohne Erde starten. Auch neu erstandene Exemplare werden dieser Prozedur unterzogen. So brauchen die trockenen Knollen erst einmal Wasser, um besser austreiben zu können. Deshalb sollten sie über Nacht in lauwarmem Wasser eingelegt werden. So behandelt haben sie wieder genug Energie für eine weitere Saison im Garten. Trotz dieser Behandlung mit Wasser, sind Begonien äußerst empfindlich gegenüber Staunässe. Deshalb sorge ich vor und gebe in die Pflanzerde etwas Sand, um sie durchlässiger zu machen. So vermeidet man beim Vorziehen das schädliche Stauen des Wassers.
In einen Topf gebe ich das frisch gedüngte Blumenerde-Sand-Gemisch. Dabei nehme ich immer torffreie Erde. Diese schützt die Moore und wirkt damit der Erderwärmung entgegen. Dann wird die Knolle so in die Erde gesetzt, dass der abgeschnittene Stiel des Vorjahres noch heraus schaut. Dort befinden sich auch die Neuaustriebe. Bei neu erstandenen Knollen ist die Oberseite durch eine kleine Einbuchtung gekennzeichnet. Diese sollte ebenfalls etwas aus der Erde heraus schauen. Sofern die Erde gedüngt ist, braucht es erst einmal keine zusätzliche Nährstoffversorgung. Ist dies nicht der Fall, kann die Erde mit Hornspähnen angereichert werden. Hornspähne brauchen allerdings etwas Zeit, bis sie als Dünger zur Verfügung stehen. In diesem Fall nutzt man in den ersten Wochen organischen Flüssgdünger.
Nun gieße ich noch an. Dabei achte ich darauf, nicht direkt auf die Knolle zu gießen. Ideal ist es, wenn die empfindlichen Begonien von unten durch ein Untersetzer an ihr Wasser kommen. Beim ersten Mal empfehle ich jedoch das Gießen von oben, damit die Knolle Bodenschluss bekommt und die Wurzeln gut einwachsen können. Nach den Eisheiligen, wenn keine Fröste mehr zu erwarten sind, dürfen die Begonien nach draußen gepflanzt werden. Sie sind nicht winterhart und äußerst frostempfindlich. Darauf muss unbedingt geachtet werden.
Bei mir stehen die frisch getopften Begonien im Gewächshaus. Dort ist es im Moment zwischen zehn und fünfzehn Grad warm. Tiefer sollten die Temperaturen nicht fallen, damit sie gut austreiben können. Natürlich können sie auch auf eine warme Fensterbank gestellt werden. Licht ist allerdings immens wichtig. Zu wenig Licht führt zum Ausgeilen der Stängel. Diese werden auf der Suche nach Licht extrem lang und können im Sommer die üppigen Blüten nicht mehr halten. Deshalb sollte man sich gut überlegen, ob man schon vor dem März mit dem Vortreiben beginnen möchte. Zu dieser Jahreszeit ist noch nicht genug Licht vorhanden.
Das Vortreiben macht Sinn! Es verlängert die Blüte um ein ein paar Wochen und stellt damit ein größeres Zeitintervall zur Verfügung, in der die Blüten genossen werden können. Je früher herangezogen wird, umso früher beginnt sie zu blühen. Alles in Allem ist der Vorgang des Vortreibens ähnlich der Dahlien. Der Unterschied liegt einzig und allein am letztendlichen Bestimmungsort. Dahlien sind Sonnenanbeter, Begonien lieben den Halbschatten. Umso schöner, dass ich Pflanzen habe, die beide Bereiche mit Blüten versorgen.
Es wird also höchste Zeit, die Begonien frisch zu Topfen, sonst verpufft der Vorsprung, der durch das Vortreiben entstehen würde und man könnte gleich direkt in den Gartenboden pflanzen. Deshalb heißt es jetzt: “Ab in den Garten!”
Liebe Grüße,
Dein Sven.