Wallerstein Gardens
Ich bekam noch die letzten Sekunden eines Fernsehberichtes über den “Walled Garden” in Baldern mit. Gerade genug um zwei imposante Bilder und den Namen des Gartens zu erfahren. Gleich habe ich im Internet recherchiert und zwei Wochen später war ich dort.
Es ist kaum zu glauben. Ein “Walled Garden” in Deutschland. Es ist fast so, als wäre man durch ein Zauberportal geschritten und nach Großbritannien teleportiert worden. Auf einmal steht man in einem durch und durch englischen Garten.
Ein “Walled” oder wie wir hier in Deutschland sagen würden, ein ummauerter Garten ist – wie der Name schon sagt – von Mauern oder Hecken umschlossen. Dies schafft ein optimales Kleinklima für die Pflanzen, die sich innerhalb der Mauern befinden. Hauptsächlich findet man diese Gärten in Großbritannien. Sie sind das Zeugnis einer großartigen Gartenkunst, die um die Jahrhundertwende des 20. Jahrhunderts entstand.
Beim Ankommen durchschreitet man zuerst ein imposantes Tor. Dahinter befindet sich der Schlosshof, mit einem Café und dem Karten- und Souvenirlädchen. Alles wurde liebevoll restauriert, so dass man sich sofort willkommen fühlt. Nach dem Kartenkauf gelangt man durch eine kleine Laube in den Garten. Hier wird bereits englisches Flair vermittelt. Empfangen wird man von einem Gartenstrauß und sehr freundlichen und gartenbegeisterten Helfern.
Hier wird man als Gast in den Garten eingewiesen und bekommt schon viel informatives über den Garten mit auf den Weg. Aber auch im Garten besteht die Möglichkeit Fragen zu stellen und über das eine oder andere zu fachsimpeln. Eine schöne Idee, die in den englischen Besuchergärten gang und gebe ist.
Über die spanische Treppe gelangt man in den ersten Gartenbereich: die Eibenpyramide. Von dort aus kommt man in einen Schattengarten, der eine “Stumpery” – also einen Baumstupfgarten – beherbergt. Es ist wunderbar anzusehen, wie zwischen den Baumstümpfen und Wurzeln Schattenpflanzen hervor spitzen. Am Ende des Schattengartens gelangt man zu einem Sitzplatz in einer Schlossmauer. Vermutlich hat sich hier schon so manches Liebespaar zu einem Stelldichein getroffen. Heute stehen Gartenzeitschriften bereit, die ein Päuschen versüßen sollen.
Der nächste Gartenbereich hat mich nicht mehr los gelassen: das Double Border. Es war so wunderbar angelegt und gepflegt, dass ich mit “meinem” Double Border zu Hause einpacken kann. Nicht zu glauben, was man mit Leidenschaft und Talent alles schaffen kann. Das Arrangement ist einfach perfekt. Da muss ich wohl noch etwas üben und probieren.
Das blaue Beet, das sich neben dem weißen Garten an das Double Border anschließt, ist eine Farbharmonie die seinesgleichen sucht. So viele Blau- und Lilatöne mit den unterschiedlichsten Blattstrukturen lassen das Auge wieder zur Ruhe kommen. Dieser Gartenraum verzückt das Gärtnerherz und lässt die Schmetterlinge nicht nur im Garten, sondern auch im eigenen Bauch flattern.
Der weiße Garten ist ein Meisterwerk. Er ist als Senkgarten angelegt und beherbergt ausschließlich weiße Blüten: Viele weiße Rosen, der Sonnenhut “Alba” und die Himalaya-Silge, die auch ich in meinem Garten habe, kommen hier wunderbar kombiniert zur Geltung. Hier habe ich den Wermut “Valerie Finnis” entdeckt, der nun mein Gelb-Weiß-Beet ziert. Jede dieser Pflanzen, wäre bereit für einen Auftritt in meiner Rubrik “Was grünt denn da?”. Jede für sich ist ein unwiderstehliches Pflänzchen.
Einfarbige Gartenräume sind große Gartenkunst. Sie sind gar nicht so einfach zu planen und zu gestalten, da die Auswahl an Pflanzen eingeschränkt ist und das Blattwerk besonders gut abgestimmt sein muss. Beachtet man dies nicht, kann beim Betrachten schnell lange Weile aufkommen. Das ist in “Wallerstein Gardens” ganz sicher nicht der Fall.
Im geheimen Garten spielen vor allem Formgehölze eine wichtige Rolle. Blühende Pflanzen findet man hier kaum. Dies ist ein Garten, der durch Struktur und nicht durch Farbe punktet. Man kann sich hier gut hinter der einen oder anderen Konifere oder Eibe verstecken oder einfach nur Lustwandeln.
Im Rosengarten findet man viele duftende Rosen. Ich musste meine Nase in jede stecken. Für mich müssen Rosen duften. Hier kann man sich in die Sonne setzen und die Rosen in Ruhe inspizieren. Allein in diesem Bereich kann man unendlich lange verweilen. Sicher findet man die eine oder andere Rose, die man sich zu Hause, im eigenen Garten vorstellen kann. Ich wurde auf jeden Fall inspiriert.
Natürlich darf auch kein Küchen- und Kräutergarten fehlen. Besonders nicht, wenn er so hübsch und dekorativ gestaltet wurde, wie im Schloss Baldern. Hier fehlt es an nichts: verschiedene Kräuter, Tomaten, Salat. Ein kulinarisches Duft und Geschmackserlebnis.
Und es gibt noch einen Gartenbereich, der mich umgehauen hat: der Shadow Walk. Ein Gartenbereich in dem Hostas, Gräser und Euphorbien so vereint wurden, dass ein wunderbar ruhiges Farbspiel in Grüntönen entstand. Ich konnte gar nicht genug davon bekommen und wollte es am liebsten sofort in meinem Garten umsetzen. Aber wo? Ich fürchte, da fehlt mir der Platz.
Über eine Treppe gelangt man in ein Wäldchen, dass vor allem Hortensien beherbergt. Wunderbar! Und wer gerne Hühner mag, findet hier ein Gehege mit besonderen Hühnerrassen. Der perfekte Ort, um sich von der Sonne zu erholen. Hier schließen sich weitere Gartenräume an: Ein Gelb-Orange-Beet, ein “schwarzer” Garten und ein Garten in dem Wildkräuter wachsen dürfen.
Wer eine Gartenreise nach England scheut, findet hier das passende Pendant. Dieser Garten steht seinen großen Brüdern über dem Kanal in nichts nach. Little Britain in Germany.
Zum Abschluss ließ ich mich im Schlosscafé verwöhnen. Bei so leckeren Kuchen und Torten fällt es mir einfach schwer “Nein” zu sagen. Dieser Besuch war ein gelungener Nachmittag und wird ganz sicher wiederholt werden.
It was nice to meet you,
Sven.
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