
Eselsdistel (Onopordum)
Meine erste Bekanntschaft mit dieser Distel machte ich auf einer Gartenreise in Großbritannien. In einem großen Schaugarten thronte sie über allen Stauden. Es war im Weissen Garten von Sissinghurst. Sofort war ich verliebt. Nun, ein paar Jahre später, steht sie in meinem Garten und überragt mich gut um einen Meter. Sie ist der Hingucker schlechthin und die Liebe blieb erhalten.

Wenn ich im Vorgarten arbeite, werde ich oft darauf angesprochen, was das für eine Pflanze ist. Drei der zehn Exemplare, die verstreut am Zaun im Rosengarten und im Schattengarten stehen, sind gut drei Meter hoch. Ihr silbriges Blattwerk kann bis zu vierzig Zentimeter lang werden und ist mit Dornen besetzt. Zu nahe darf man ihr deshalb nicht kommen. Das macht sie zu einem imposanten Wächter am Zaun, der nicht übersehen werden kann. Kein Wunder, dass die Eselsdistel die Aufmerksamkeit auf sich zieht.

Bereits in der Geschichte machte die Eselsdistel Furore. Angeblich wollten Wickinger schlafende Schotten überfallen und scheiterten an den Eselsdisteln, die um die vermeintlichen Opfer wuchsen. Durch die Schmerzensschreie der Wickinger wurden die Schotten geweckt und hatten nun die Möglichkeit die Wickinger in die Flucht zu schlagen. Seitdem ist die Eselsdistel schottische Nationalpflanze und wird als „Guardian Thistle“ (Schutzdistel) bezeichnet. Sie ziert das königliche Wappen. Auch bei mir umgibt sie den Vorgarten und darf diesen ganz nach ihrer Bestimmung beschützen.

Ich mag ihr silbriges Blatt unheimlich gerne. Es ist samtig weich und doch auch derb und fest. Eine wunderbare Mischung. Auf andere Pflanzen nimmt sie keine Rücksicht. Sie wächst so, wie sie wachsen will und schiebt die anderen auch gerne mal ins Abseits. Dann muss ich mit der Schere etwas nachhelfen und den Kampf wieder fairer gestalten. Die Eselsdistel nimmt es allerdings nicht übel.

Im ersten Jahr bildet sich eine kleine Blattrosette und weiter geschieht nichts. Im zweiten Jahr schießt sie explosionsartig in die Höhe. Man kann ihr förmlich beim Wachsen zusehen. Bei mir erreichten die Pflanzen eine Höhe von einem bis drei Meter. Dieser Unterschied liegt sicherlich auch an unserem sehr nassen und langen Winter. Einige der Pflanzen drohten zu verfaulen und bei anderen gab es deutliche Verluste. Die Eselsdistel mag es eher trocken und liebt Schotter und Sand. Die Ideale Pflanze für den Klimawandel, da sie nicht viel Wasser braucht.
Kleiner Steckbrief:
- Name: Eselsdistel
- Blütenfarben: lila
- Blütezeit: Juli
- Höhe: zwischen 50 bis 300 cm
- Licht: sonnig
- Boden: trocken
- Heilpflanze: soll das Herz- und Kreislaufsystem stärken

Ähnlich der Artischocke können die Böden der Blütenkörbchen gegessen und die Stiele in Wasser, ähnlich dem Spargel, gekocht werden. Auch die Samen dienen der Ölherstellung. Diese Distel hat also nicht nur einen Zierwert. Es wird Zeit, dass noch mehr Menschen diese bienenfreundliche, heimische und gefährdete Art in den Garten holen. Im Naturgarten darf sie auf keinen Fall fehlen.
Hast Du schon Bekanntschaft mit der Eselsdistel gemacht? Vielleicht sogar in der Natur? Oder hast Du sie im Garten? War sie Dir bis dato vielleicht unbekannt? Über einen Kommentar von Dir freue ich mich sehr.
Liebe Grüße,
Dein Sven.
3 thoughts on “Eselsdistel (Onopordum)”
Hallo lieber Sven,
Ich habe zwei Eselsdisteln im Garten aufgrund deiner Empfehlung im Garten. Sie sind sehr majestätisch und überragen alle anderen Stauden. Leider sind beide durch den starken Regen in Schräglage gekommen und ich musste sie stützen. Ich bin gespannt wo sie sich ausgesät haben.
Danke für den Tipp. Sehr schöner Blog. 🙏🏻
Lieber Sven, jepp, ich tue es ungern, aber ich muss Dir gleich am Anfang meiner Antwort widersprechen. Du beschreibst die Eselsdistel im ersten Jahr als nicht sehr aufregend. Es ist zwar durchaus der Sinn von Zweijährigen im ersten Jahr nur ein Blattkranz zu bilden, aber gerade der der Eselsdistel ist einer der schönsten Austriebe, die ich kenne.
Ich war in Zeiten, als es noch gemütlicher war, mehrmals in der Türkei beim Botanisieren unterwegs. Und weißt Du welches Bild ich sofort in den Kopf bekomme, wenn ich an die wunderbare Pflanzenwelt des Taurus-Gebirges und meine vielen hundert Fotos denke? Es sind die kargen Felshänge, dazwischen imposante weißsilberne Blattrosetten von Onopordum acanthium L, der gewöhnlichen Eselsdistel, umgeben von einem feinen Hauch von Dutzenden Adonis aestivalis, den Adonisröschen, die mit einer frischroten Aureole die Blätter der Distel umrahmten.
In meinem Garten habe ich leider zu schwere winternasse Erde. Das ist nichts für die Disteln, aber es tut sich was. Nach dem schlimmen Hagel, der meinen Garten im Juni platt gemacht hat, beschloss ich, mir einen Wunsch zu erfüllen. Die Wiese, die weder optisch, noch ökologisch sinnvoll ist, werde ich in ein Sandbeet mit kleinem Sandarium verwandeln hassen. Theoretisch ginge dann endlich eine Eselsdistel. Aber die Disteln, die ich bisher im Steingarten zu kultivieren versuchte, Berkheya, Eryngium usw. wurden immer ein Opfer meiner großen Wegschnecken, hast Du da schon Erfahrung – gehen Schnecken auch an die Eselsdistel – schon im 1. Jahr bei der Rosettenbildung? Das wäre für mich interessant zu erfahren.
Ich wünsche Dir eine schöne Restwoche. LG Wurzerl
HA! Widersprechen? Mir? … 😉😆 Im Grunde widersprichst Du mir gar nicht. Die Blattrosetten sind im ersten Jahr auch wunderschön. Nichts anderes habe ich behauptet. Sie sind aber nicht so imposant, wie eine drei Meter hohe Pflanze. Deshalb sind wir uns da voll und ganz einig: auch das erste Jahr macht etwas her, besonders wenn sie mit entsprechenden anderen Pflanzen schön arrangiert sind. Es wird also nichts mit dem Duell 😉 und Kaffee und Kuchen wären mir auch lieber…❤️