Pflanzen – Gut gewappnet gegen Hitze
Hitzeresistente Pflanzen werden mit dem Wandel der Temperaturen immer wichtiger. Heiße Sommer mit wenig Niederschlägen machen den Pflanzen ganz schön zu schaffen. Empfindlichere Pflanzen überleben solche Sommer zukünftig nicht mehr. Bereits heute kommen Pflanzen mit hohem Wasserbedarf ohne zusätzliches Gießen nicht durch den Sommer. Es wird also Zeit den Garten umzugestalten. Doch woran erkennt man Pflanzen, die sich gegen die Hitze wappnen? Was sind typische Merkmale von Hitzekünstlern?
Im Grunde genommen nutzen die meisten Hitzekünstler drei Techniken um zu überleben: Wasser sparen, Wasser einlagern und Zonen oder Zeiten mit genügend Wasser zu nutzen. Schaut man sich solche Hitzekünstler genauer an, erkennt man schnell Merkmale die auf ihre besonderen Fähigkeiten aufmerksam machen. Deshalb ist es sinnvoll diese Merkmale zu kennen und beim Kauf von Pflanzen besonders darauf zu achten. Wie sehen also Pflanzen die der Hitze trotzen aus?
Schmale Blätter
Pflanzen nehmen mit den Wurzeln Wasser aus ihrer Umgebung auf und transportieren damit Nährstoffe in die Zellen. Das Wasser muss aber auch wieder aus der Pflanze heraus. Deshalb verdunstet das Wasser durch Spaltöffnungen an der Unterseite und auf der kompletten Oberfläche der Blätter. Der Fachbegriff für diesen Vorgang lautet Transpiration. Deshalb ist es strategisch sinnvoll möglichst kleine und schmale Blätter auszubilden. Je weniger Oberfläche das Blatt bietet, umso weniger Wasser kann verdunsten. Einige mediterrane Kräuter, wie Lavendel, Rosmarin oder Currykraut haben solch typischen schmalen Blätter und kommen deshalb gut mit Hitze zurecht.
Flaum auf Blättern
Eine weitere Möglichkeit weniger Wasser zu transpirieren ist ein gut entwickelter Verdunstungsschutz. Manche Pflanzen nutzen hierzu einen silbrigen Flaum der zumindest die Oberfläche der Blätter umschließt. Sonnenstrahlen, die das Blatt bescheinen kommen so kaum mehr durch den Flaum hindurch und das eigentliche Blatt bleibt kühler und verdunstet damit weniger Wasser. Meist ist der Flaum weiss-silbrig und schafft es damit die Sonnenstrahlen zu reflektieren. Ein bekannter Vertreter, mit solch einem Verdunstungsschutz ist der Wollziest. Mit seinen silbrig-weisses Härchen schafft er es auch durch extrem heiße Sommer. Weitere Vertreter sind die Kronen-Lichtnelke, das Greiskraut oder auch die Königskerze. Ich habe alle alle in meinem Garten.
Zusätzliche Zellschicht
Manche Blätter haben ein hartes, derbes Blattwerk, dass eine zusätzliche Zellschicht enthält. Diese Schicht schütz ebenfalls vor zu großer Verdunstung. Die Edeldistel Mannstreu hat beispielsweise solche etwas derberen Blätter. Sie wächst auch in meinem Garten in einer weissen Sorte und liebt die Sonne. Sie ist ein echtes Sonnenkind.
Reflektierendes Blattwerk
Je heller oder glänzender ein Blatt ist, um so besser reflektiert es die Sonnenstrahlen. Dabei wird eine große Anzahl der Strahlen wieder zurückgeworfen, anstatt die Wärmeenergie aufzunehmen. Sonst würde sich das Blatt und das darin enthaltene Wasser erhitzen und damit verdunsten. So manche hitzeverträgliche Pflanze, wie beispielsweise die Aloe Vera hat deshalb ein glänzendes Blatt. Auch silberne Blätter, die ebenfalls gut reflektieren gibt es häufiger. Lavendel, Salbei oder Wermut sind gute Beispiele für solche Pflanzen. Mittlerweile gibt es sogar Ideen mit reflektierenden Pflanzen die Erderwärmung abzumildern. Hätte man beispielsweise Nutzpflanzen die reflektieren, könnte viel Sonnenenergie über die Äcker wieder zurück geworfen werden und die Erde würde sich damit weniger stark erhitzen.
Dickes Blattwerk
Nun geht es um Pflanzen, die Wasser speichern. Das ist eine weitere Möglichkeit, um in wenig niederschlagsreichen Zeiten gut überleben zu können. Manche Pflanzen lagern deshalb ihr Wasser in den Blättern ein. Sie fallen auf, denn ihr Blattwerk ist ziemlich dick und fest. Sicherlich kommen Dir gleich ein paar Vertreter dieser Gesellen in den Sinn. Ich muß sofort an die Fetthenne denken, die im Herbst den Garten verzaubert. Aber auch Hauswurzen haben solch dicke Blätter und wachsen an den unmöglichsten Orten ohne viel Wasser. Die Mittagsblume gehört ebenfalls zu diesen wasserspeichernden Pflanzen, die auch als Sukkulenten bezeichnet werden.
Dicke Speicherorgane
Zu den Wasserspeichernden Pflanzen, die ihre Speicher unter der Erde haben, gehören solche, die Rhizome, Knollen oder Zwiebeln ausbilden. Dort ist alles gespeichert, was die Pflanze zum Überleben braucht. Auch Wasser! Die Bart-Iris hat solche Rhizome oder auch die Dahlie, aus denen sie immer wieder austreiben und neue Lebensenergie ziehen können. Die Strahlen-Anemone hat dicke feste Knollen, mit denen sie Wasser speichert und viele unserer ersten Frühjahrsblüher, wie Tulpen, Hyazinthen und Kaiserkronen speichern das Wasser in ihrer Zwiebel. Gemein ist ihnen, dass sie meist aus wärmeren Gefilden kommen mit durchlässigen und wenig nahrhaftem Boden brauchen.
Tiefe Wurzeln
Wenn die Oberfläche unserer Gartenerde bereits ausgetrocknet ist, gibt es in tieferen Erdschichten immer noch Wasser. Deshalb bilden einige Pflanzen als Überlebensstrategie tief gehende Wurzeln aus. So genannte Pfahlwurzeln kommen trotz oberflächlicher Austrocknung der Erde immer noch an Wasser und helfen so gegen Hitze. Die Rose ist in unseren Breiten die wohl bekannteste Vertreterin dieser Pflanzen, aber auch Stauden können tiefe Wurzeln ausbilden. Die Herbstanemone oder der Bärenklau sind beispielsweise Tiefwurzler und sehen selbst in längeren Regenpausen recht gut aus.
Schneller Lebenszyklus
Es gibt auch einige heimische Pflanzen, die möglichst im Frühjahr zu blühen beginnen und in der Sommerzeit vergehen. Sie nutzen dann die Wärme zur Reifung ihrer Samen. Eine gute Strategie, wenn man mit dem Blühen bereits fertig ist, wenn die große Sommerhitze einsetzt. Die Jungfer im Grünen hat in dem heißen Sommer letztes Jahr nur im Juni und Juli geblüht und ist dann wieder vergangen. Sie hat allerdings viele Samen ausgebildet, die im feuchteren Herbst wieder aufgegangen sind. Sie trotzt dem Winter, um im Frühjahr gleich wieder durchstarten zu können. So nutzt sie gekonnt die Zeiten im Jahr, die eher feucht und kühl sind. Weitere Vertreter sind Mohn, Feldrittersporn oder Kornblume.
Vermutlich ist Dir beim Lesen bereits aufgefallen, dass viele der Pflanzen mehrere Strategien nutzen, um der Hitze die Stirn zu bieten. Der Wollziest ist beispielsweise behaart, hat aber auch ein silbriges Blattwerk. Einige Hauswurzen weisen zu ihren dicken wasserspeichernden Blättern feine silbrige Härchen auf und Lavendel hat oft ein silbriges Blattwerk, aber auch schmale kleine Blätter. Je mehr Strategien eine Pflanze nutzt, umso besser trotzt sie den trocken heißen Sommern. Deshalb achte beim Pflanzenkauf auf diese Merkmale und mache Deinen Garten fit für den Klimawandel.
Viel Spaß mit Deinen neuen hitzeresistenten Pflanzen wünscht Dir,
Dein Sven.
Weiterführende Links (Werbung ohne Gegenwert):
Hier findest Du weitere Artikel zu hitzeresistenten Pflanzen und Tipps, wie Du Deinen Garten fit für heiße Sommer machst:
10 geniale Stauden für den Klimawandel Teil 1
2 thoughts on “Pflanzen – Gut gewappnet gegen Hitze”
Das ist nicht nur eine gute Pflanzenauflistung, sondern das Prinzip, wie manche Pflanzen zu Überlebenskünstlern werden, hast Du auch gut beschrieben.
Darf ich noch einen kleinen Tipp dazugeben? Du hast die Rosen als Tiefwurzler richtig genannt. Aber man kann Rosen nach dem Pflanzen animieren schnell ihre Wurzeln in tieferes Erdreich zu schicken, indem man sie nicht gleich total verzärtelt mit zu vielen Wassergaben. oder aber mit einem zu häufigen und zu starken Bewässern ihre Faulheit begünstigen, denn warum sollen sie Wurzeln nach unten entwickeln, wenn oben ja immer genug Wasser ist. Das rächt sich dann später unter Umständen. Also nicht zuviel gießen, wenn eine Rose gepflanzt wird.
Herzliche Grüße
Wurzerl
Lieber Sven, ein sehr schöner, informativer Artikel! Am meisten haben mich die schönen grauen Blätter des Greisblatts Angel Wings begeistert, das sieht so schön aus auf deinem Foto mit den Funkien! Ich bin schon wirklich sehr gespannt auf Dein Gartenbuch, das hoffentlich noch mehr von Deinen Fotos enthält! Ab wann wird es denn voraussichtlich erhältlich sein? Herzliche Grüße Marion