Aussaat – So geht es richtig!
Ich bekomme immer wieder Zuschriften und Fragen nach der richtigen Aussaat von Blumensamen und was dabei beachtet werden muss. Bei manchen Pflanzen gelingt das Aussäen wunderbar und leicht, bei anderen gar nicht oder nur sehr vereinzelt. Das geht auch mir so und ist ganz normal. Allerdings lassen sich mit ein paar Tricks Deine Chancen auf einen Erfolg deutlich steigern. Deshalb möchte ich Dir zeigen, was Du alles bei der Anzucht beachten solltest, damit Du in diesem Jahr einen wunderschönen Blumengarten Dein Eigen nennen kannst.
Vor der Aussaat
Saatgut
Ein häufiger Fehler bei der Anzucht ist, dass man zu altes Saatgut verwendet. Bei vielen Samen nimmt die Keimfähigkeit bereits nach zwei Jahren rapide ab und die Samen gehen nicht mehr auf. Andere überdauern hingegen Jahrzehnte und keimen selbst nach dieser Zeit noch wunderbar. Wenn Du auf Nummer Sicher gehen möchtest, solltest Du Samenpäckchen nach zwei bis vier Jahren entsorgen und lieber neues Saatgut anschaffen. Viele Samentütchen sind zudem mit einer Art “Verfallsdatum” versehen, welches angibt wann die Keimfähigkeit speziell für diese Pflanzensorte nicht mehr gewährleistet werden kann. So hast Du eine gute Orientierung für das Ausmisten Deiner Samenbox. Das solltest Du jedes Jahr nach Weihnachten tun und Dir dann entsprechend neue Samen besorgen.
“Zum Testen, ob die Samen noch gut sind kannst Du eine Keimprobe machen. Streue dazu in einer Schale Samen auf ein feuchtes Küchenpapier. Decke die Schale mit Folie ab und halte das Papier feucht und warm. Nach ein paar Tagen gehen die Samen auf. Gehen mehr als die Hälfte der Samen auf, ist die Saat noch brauchbar und kann weiter verwendet werden.”
Sven Beck
Beetwunderung.de
Voraussetzungen für Keimung – Temperatur
Je nachdem aus welcher Region die Pflanzen stammen, keimen sie nur unter bestimmten Voraussetzungen. Viele der Pflanzen aus Gebieten in denen es kalte Winter gibt, sind mit einem hilfreichen Mechanismus ausgestattet, der verhindern soll, dass sie noch vor dem Winter austreiben. Würden sie das tun, würde die junge Saat im Winter erfrieren. Deshalb keimen Samen aus kälteren Gefilden oft erst, wenn sie über eine längere Zeit der Kälte ausgesetzt waren und sie damit das Signal erhalten haben, dass der Winter vorbei ist. Solche Pflanzen bzw. Samen werden als Kaltkeimer bezeichnet. Möchtest Du sie heranziehen, kannst Du die Samen im Herbst direkt an Ort und stelle im Garten aussäen. Dann gehen sie im Frühjahr ganz von alleine auf! Oder Du unterziehst sie im Januar und Februar einer Kälteprozedur, indem Du die Samen gemischt mit feuchter Erde in den Kühlschrank oder die Gefriertruhe stellst, nach ein paar Wochen wieder herausholst und sie dann bei der richtigen Keimtemperatur aufgehen lässt. Am besten informierst Du Dich vor der Aussaat, welchen Kältereiz Deine ausgewählten Samen brauchen.
Voraussetzung für die Keimung – Licht
Manche Samen brauchen zur Keimung unbedingt Licht! Das sind meist Samen, die extrem klein sind. Sie haben nicht so viel Energie in ihren Samenkapseln gespeichert, wie es bei größeren Samenkapseln der Fall ist. Deshalb brauchen Sie zur Keimung die Energie des Lichts. Erst wenn sie neben Wasser, Erde und Luft auch Licht zur Verfügung gestellt bekommen, keimen sie. Sie werden als Lichtkeimer bezeichnet und dürfen bei der Aussaat nur auf der Erde aufliegen. Sie werden also lediglich etwas an die Erde gedrückt und haben so Bodenschluss. Im Gegensatz dazu gibt es Dunkelkeimer, die erst zu keimen beginnen, wenn kein Licht vorhanden ist. Diese Samen müssen also von Erde bedeckt sein. Sie haben genug Energie in ihren Samenkapseln gespeichert, dass sie ohne Licht keimen können. Licht wirkt bei ihnen oft sogar als hemmender Faktor! Deshalb solltest Du Dich vor der Aussaat immer gut darüber informieren, ob es sich bei den Pflanzen um Licht- oder Dunkelkeimer handelt! Auch hier findest Du auf den meisten Samenpäckchen alle benötigten Informationen.
Keimtemperatur
Neben der Temperatur, die als Voraussetzung für eine spätere Keimung nötig ist (wie es bei den Kaltkeimern der Fall ist), braucht es zusätzlich zum Zeitpunkt der Aussaat einen spezielle Wärmegrad für die Keimung. Dieser ist auf den Samenpäckchen als Keimtemperatur angegeben. Bei der Keimtemperatur handelt es sich allerdings nicht eine bestimmte Gradzahl, sondern um ein Temperaturspanne über mehrere Grade hinweg. Die Samen keimen nur innerhalb dieser Spanne. Du musst deshalb sicher stellen, dass der Ort an dem die Saat aufgehen soll, die Keimtemperatur stetig einhält. Dann werden Deine Samen mit hoher Wahrscheinlichkeit aufgehen!
Wässern
Die Samen brauchen neben der richtigen Keimtemperatur auch Wasser um aufgehen zu können. Deshalb muss das Pflanzsubstrat in dem die Samen gesät worden sind stets feucht gehalten werden. Du musst also täglich kontrollieren, ob das Substrat noch genügend feucht ist und gegebenenfalls gießen. Am besten gießt Du mittels einer Sprühflasche oder eines Ballonsprühers. So werden die Lichtkeimer durch das Gießen nicht durch den ganzen Topf gewirbelt und das Dosieren fällt Dir leichter. Achte darauf, dass das Pflanzsubstrat vor dem einbringen in Dein Anzuchtgefäß feucht ist. Sonst reicht das Gießwasser unter Umständen nicht aus, um die ganze Erde zu durchfeuchten. Zudem sollten alle Gefäße ein Abflussloch haben, damit keine Staunässe entsteht, denn das kann den Keimling zerstören.
Mein Buch
In meinem Buch “Blüh auf! Stressfrei gärtnern und Kraft aus dem eigenen Garten schöpfen” findest Du noch weitere Ideen zur Anzucht von Sommerblumen.
Samen vorbehandeln
Du kannst größere Samen über Nacht in Wasser legen, damit sie sich gut mit Wasser vollsaugen können. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit des Keimens. Bei kleineren Samen solltest Du jedoch darauf verzichten. Sie drohen schnell aneinander zu kleben, was die Aussaat deutlich erschwert. Samen mit einer dicken Außenschale können zudem leicht aufgeraut werden. So dringt das Wasser besser in den Samen hinein. Alternativ kann zum Einlegen der Samen in Wasser auch Kamillen- oder Knoblauchtee genutzt werden. Samen die damit behandelt werden, sind besser vor Pilz- oder Schimmelbefall geschützt. Wenn Du also öfter Sämlinge aufgrund von Pilzbefall verlierst, solltest Du unbedingt die Teevariante nutzen!
Anzuchterde
Samen sollten in der Regel in einem Substrat heranwachsen, das ungedüngt ist und damit wenig bis keine Nährstoffe zur Verfügung stellt. Das klingt erst einmal seltsam, aber wenn man bedenkt, dass die Samen ausreichend Nährstoffe für die erste Zeit des Wachstums inne haben, hört sich das nährstoffarme Substrat gar nicht mehr so verkehrt an. Denn ein hoher Nährstoffgehalt läßt den Keimling zu schnell, zu stark wachsen und es bildet sich ein langer, dünner Stängel aus, der die restliche Pflanze irgendwann nicht mehr tragen kann. Deshalb sollte man ein spezielles Anzuchtsubstrat nutzen, dass genau für diesen Zweck zusammengestellt wurde. Du solltest jedoch darauf achten, dass die Anzuchterde feinkörnig ist und keine größeren Stücke enthält. Am besten siebst Du sie vorher noch einmal durch, dann hast Du ein gutes feinporiges Substrat, dass die Keimlinge nicht behindert.
“Du kannst Anzuchterde auch selbst herstellen. Mische hierzu Sand, ungedüngte Erde und Humus zu gleichen Teilen und siebe das Gemisch im Anschluß gut durch. Dann solltest Du alles im Backofen bei 150 bis 200 Grad eine Stunde backen. So ist die Erde frei von Krankheitserregern und Ungeziefern und kann ausgekühlt zur Anzucht verwendet werden.”
Sven Beck
Beetwunderung.de
Nach der Aussaat
Abdeckung
Sobald die Samen, eingesät, gegossen und am Bestimmungsort aufgestellt sind. Solltest Du die Saatschalen mit einer lichtdurchlässigen Haube abdecken. Das hält die Feuchtigkeit in der Erde und Du musst nicht so oft gießen. Die Gefahr, dass die Erde austrocknet und damit der Keimvorgang abgebrochen wird, reduziert sich so auf ein Minimum. Allerdings erhöht die Haube die Gefahr eines Pilzbefalls. Deshalb musst Du unbedingt Deine Saat mehrmals am Tag lüften. Sobald sich die Keimlinge durch die Erde schieben, musst Du die Haube vollständig entfernen. Extra vorgefertigte Anzuchtschalen haben meist einen lichtdurchlässigen Deckel mit Lüftungslöchern, die variabel eingestellt werden können. Für kleinere Töpfe eignen sich auch Glasglocken oder durchsichtige Plastiktüten. Sie helfen Dir Deine Samen durchgehend und konsistent feucht zu halten.
Licht
Wie Du bereits erfahren hast, brauchen manche Samen Licht, um überhaupt keimen zu können. Manche benötigen erst einmal Dunkelheit. Nach der Keimung brauchen die jungen Pflanzen alle Licht – und zwar ausreichend! Da die Lichtverhältnisse auf einer nach Süden gerichteten Fensterbank erst gegen März zur Anzucht von Pflanzen ausreichend sind, solltest Du auf eine Anzucht vor März verzichten. Lediglich Pflanzen mit einer Keimdauer von mindestens zwei Wochen kannst Du bereits im Februar heranziehen. Zusätzlich können spezielle Leuchten den Lichthunger der Pflanzen besser stillen. Diese findet man in Fachmärkten für Gartenbedarf. Mit solchen Lampen kann auch der Lichtbedarf in dunkleren Zimmern oder sogar dem Keller gedeckt werden, sofern die Fensterbänke nicht ausreichen sollten. Bekommen die Sämlinge nicht genug Licht wachsen sie auf der Suche nach der Sonne zu schnell und es entsteht wieder ein zu langer und dünner Stengel, der die Pflanze nicht tragen kann. Sie vergeilt und ist damit dem Tode geweiht!
Wenn Du diese Tipps beachtest, werden Deine Sommerblumen ganz sicher keimen und Deinen Garten in eine schöne, blumige Oase verwandeln. Damit Dir das gelingt solltest Du auch noch meine Beiträge zum Pikieren und Pinzieren lesen. Dann sind Deine Sommerblumen und anderen Pflanzen perfekt vorbereitet, wenn sie nach den Eisheiligen in den Garten gepflanzt werden können. Ich verlinke beide Artikel im Anschluß an diesen Beitrag.
Wenn Du noch weitere Tipps zur Anzucht von Pflanzen hast, die diesen Artikel ergänzen, würde ich mich freuen, wenn Du im Anschluß an diesen Artikel einen Kommentar mit Deinen Ideen hinterläßt. So können auch die anderen Leser*innen von Dir profitieren. Auch über andere Kommentare und Bemerkungen freue ich mich jederzeit!
Viel Spaß bei der Anzucht im März wünscht Dir,
Dein Sven.
Weiterführende Links (Werbung ohne Gegenwert):
Hier findest Du den Artikel zum Pikieren und Pinzieren.
Kennst Du schon “Cool Flowers”? Noch nicht? Dann schau mal hier vorbei!
Auch über Kaltkeimer gibt es einen informativen Bericht!
Mein Buch
In meinem Buch “Blüh auf! Stressfrei gärtnern und Kraft aus dem eigenen Garten schöpfen” findest Du noch weitere Ideen zur Anzucht von Sommerblumen.