Der Rosengarten von Sissinghurst
Es ist mittlerweile drei Jahre her, seit wir Sissinghurst besucht haben. Es war ein lang ersehnter Wunsch. Endlich konnte ich durch Vitas und Harolds Garten wandeln. Ich hatte so viel über die beiden und den Garten gelesen, dass es wie ein nach Hause kommen für mich war.
Als ich vor dem Eingang stand war ich sogar so überwältigt, dass mir ein paar Tränen über die Wange gekullert sind. Es war unbeschreiblich! Als hätte man nach jahrelangem Heimweh, endlich wieder sein zu Hause besucht. Hier war er, mein Sehnsuchtsort! Ehrfürchtig bin ich durch das Portal geschritten und landete im ersten Gartenraum… Aber dazu mehr an anderer Stelle. Diesen Artikel möchte ich allein dem Rosengarten widmen.
Durch ein kunstvoll geschmiedetes, blaues Tor gelangt man in den Rosengarten. Auch hier war ich sofort überwältigt. Es blühte an allen Ecken und Enden. Die Rosen waren wunderbar und die Stauden umspielten sie in einer Fülle, wie ich sie noch nie gesehen hatte. Es war Juni und alles blühte gerade zum ersten Mal. Mit voller Kraft und der Jugend des Frühlings.
Vita Sackville-West ist bekannt für ihre harmonisch abgestimmten Farbkompositionen. So strahlte das Rosenbeet hauptsächlich in den verschiedenen Rosa- und Violetttönen. Hier und da rundeten Weiss, Lila und Blau das Arrangement dezent ab. Alles wirkte stilvoll, klar und zeigte ein Feuerwerk an opulenter Farbenpracht. Ich hatte keine Ahnung, wo ich zuerst hinschauen sollte. So viel gab es in den Beeten zu sehen. Manches fiel mir erst später auf den Bildern auf, so gefangen nahm mich die Gesamtkomposition.
Die Struktur dieses Gartenraums ist mehrheitlich Harolds Werk. Er war es, der die Struktur des heutigen Sissinghurst prägte. So sind viele der Beete im Rosengarten mit Buchsbaumhecken gesäumt. Ein schnurgerader Hauptweg verbindet das eine Ende des Rosengartens mit dem Anderen. So findet man an einem Endpunkt die berühmte “Sissinghurst”-Bank eingebettet in einem Halbrund aus Backstein und am anderen Ende eine Steinfigur, die von Rosen und Frauenmantel gesäumt wird.
Dieser Gartenraum wird fast komplett von einer Mauer umgeben und kann als “Walled Garden” bezeichnet werden, dessen Aufgabe es ist, ein angenehmes Kleinklima für die Pflanzen zu generieren. Zudem wirken die Backsteinmauern wunderbar romantisch. Sie werden immer wieder von Kletterrosen oder anderen Kletterpflanzen bewachsen. Kleine Durchgänge machen neugierig auf die anderen Gartenbereiche, die sich an den Rosengarten angliedern. So ist die Mauer ein ganz bewusst eingesetztes Strukturelement, dass neben Hecken den Garten in Räume gliedert.
Überall blitzen Schornsteine, Dächer oder sogar ganze Häuschen und Schuppen über die Mauer. Die einzelnen Gebäude sind Überbleibsel des Schlosses, dass an dieser Stelle einmal stand. Es gibt kaum mehr zusammenhängende Gebäudeelemente, so dass die Gartenräume hier tatsächlich von der berühmten Familie, wie Räume genutzt wurden. Sie ergänzten die fehlenden Wohnsituationen. Ein Gebäudeteil allerdings, ist das prägnanteste: der berühmte Turm von Sissingshurst, der Vitas Schreibstube beherbergte. Er ist wie ein Wahrzeichen vom ganzen Garten aus gut zu sehen.
Wirklich clever ist die Anlage eines Rasenrundels, dass den Hauptweg des Rosengartens durchbricht. Diese runde Rasenfläche ist von hohen Eibenhecken umgeben und beruhigt das Auge, nachdem die Eindrücke des üppig bepflanzten und blühenden Rosengartens wie eine Bombe eingeschlagen sind. Hier herrscht auf einmal Ruhe und Frieden, bis man in den nächsten Gartenraum gelangt.
Das hier hauptsächlich Rosen mit Stauden und auch Sträuchern gemischt werden, folgt dem Prinzip des Mixed Borders. Es soll immer etwas blühen und harmonisch zusammenwirken. Damit das gelingt, wird aus dem vollen geschöpft und Einjährige, Zweijährige, Stauden, Zwiebelblüher, Sträucher und Bäume gemischt. So bietet dieses Beet das ganze Jahr hindurch interessante Aspekte für den Garten.
Der Rosengarten hat mich von allen Gartenräumen am meisten beeindruckt, obwohl mich der Weiße Garten im Vorhinein weitaus mehr interessierte. Hier wurde ich sofort überwältigt und die Aufregung hielt an, bis ich durch diesen Teil des Gartens wieder heraus war. Natürlich hat mir auch der Rest gefallen, aber wenn ich an Sissinghurst denke, dann denke ich neben dem Weißen Garten an den Rosengarten. Hier kann ich wirklich von Liebe sprechen.
Ich bin noch immer verliebt und muß unbedingt wieder hin. Ich hoffe, dass dies trotz Brexit und Corona bald wieder möglich ist. Solange träume ich davon, schaue mir die Fotos an und teile es gerne mit Dir.
Lass uns noch etwas in den Bildern schwelgen. Sei ganz lieb gedrückt,
Dein Sven.
……………………………………………………………………………………………………………………………….
Weiteres zum Sissinghurst Castle Garden findest Du hier (Werbung ohne Gegenleistung):
5 thoughts on “Der Rosengarten von Sissinghurst”
Wow, wie schön beschrieben. Da reist es mich total mit und luxe mir ein paar Beetideen ganz nebenbei ab.
Vielen Dank für Deinen Blog.
Hallo Corinna,
mit diesen Beetideen kann man nur punkten! 😉 Viel Spaß mit Deinen neuen Beeten.
Liebe Grüße, Sven.
Hallo Sven,
danke, dass Du uns mitgenommen hast nach Sissinghurst. Der Besuch dort steht auch noch auf meiner Wunschliste. Ich habe bereits einige Gärten in England besucht, aber Sissinghurst war bisher nicht dabei. Vielleicht klappt es in einer besseren Zeit ja noch.
Liebe Grüße
Agnes
Liebe Agnes,
ich drücke Dir ganz fest die Daumen, dass es bald wieder besser wird mit der unsäglichen Situation. Sissinghurst ist wirklich einen Besuch wert. Ganz in der Nähe ist auch Great Dixter. Über diesen Garten wird es noch einen Artikel geben. Und das Haus und Garten aus meinem Artikel “Die Flügel der Fantasie” ist dort ebenfalls um die Ecke.
Ich hoffe, Du besucht mich bald wieder.
Liebe Grüße von Sven.
Was für ein wunderbares Fleckchen Erde. Ich hoffe, ich kann ihn mir eines Tages selbst anschauen.
Ich freue mich sehr, dass ich Deine Seite vorhin zufällig auf Instagram gefunden habe. In Zukunft schau ich sicher öfter vorbei 🙂
Herzliche Grüße
Carina
@carin.ami