Ungeduld & Vorfreude
Dezember und Januar sind für mich oft Monate der Qual. Im Garten gibt es wenig zu tun und nachdem ich erst einmal froh über die kleine Gartenpause bin, kann ich es kaum erwarten, bis draußen wieder alles sprießt. Ich stehe immer wieder am Fenster oder laufe durch den Garten und suche nach den ersten Anzeichen von Leben im dunklen, matschigen Braun der Erde.
Nichts ist zu sehen. Die Rettung sind einzig und allein die Christrosen, die um diese Zeit ihre weißen Blüten in den Himmel strecken. Gibt es starke Minusgrade, ist auch ihnen nicht zu helfen. Ihre Köpfe schauen dann traurig auf den Boden. Noch will sie keine Biene bestäuben. Diese bleiben ebenfalls sicher und warm in ihrem Stock.
Wenn die Ungeduld zu groß wird, fange ich an die ersten Blümchen auf der Fensterbank vor zu ziehen. Gott sei Dank, machen die Wicken schon mit. Ein kleines bisschen Grün wächst dann am Fenster. Schnell sind sie gekeimt und winden sich in die Höhe. Jetzt muss ich aufpassen, dass sie nicht vergeilen. Auch sie vermissen das Licht. Dann muss ich sie ins Gewächshaus bringen und die Fensterbank ist wieder verwaist.
Beim Gang zum Gewächshaus schaue ich, ob doch etwas wächst. Kann es sein, dass sich da hinten ein Winterling durch die Erde schiebt? Vielleicht! Da kommt etwas Grünes. Und dort? Schiebt sich da nicht ein Schneeglöckchen durch den Boden? Ja, das muss eines sein. Schnell verstaue ich die Wicken im Gewächshaus und schaue noch einmal genau nach. Die Freude ist riesig. Jetzt geht es los!
Fast jeden Tag wird geschaut, wie es wächst. Ich stelle mir vor, wie schön es aussieht, wenn sie blühen. Doch es ist noch kalt und eines Morgens liegt Schnee auf dem neuen Grün. Nichts ist mehr zu sehen. Die ganze Freude ist unter dem weissen Schnee begraben. Jetzt muss ich wieder warten. Es ist kaum auszuhalten. Ich schaue mir Bilder vom letzten Jahr an und hoffe, dass alles noch schöner wird. Träume vom Frühling. Meine Ungeduld wächst und wächst.
Auf der Fensterbank wachsen nun schon die ersten Chili- und Paprikapflanzen. Ich Freue mich riesig, wie es wächst und gedeiht. Bald werde ich sie pikieren. Ein kleines Stück Gartenarbeit macht mich dann glücklich, auch wenn es ein bis zwei Monate später nicht mehr so viel Freude machen wird, die hohe Zahl an Blumensämlingen zu pikieren. Jetzt ist es anders und macht riesig Spaß.
Und plötzlich geht es ganz schnell. Der Schnee ist geschmolzen und die Temperaturen steigen. Meine Stauden winken mit kleinen grünen Ansätzen aus den Beeten heraus. Die Zwiebelblüher haben die erste Vorhut entsandt und Winterlinge, Schneeglöckchen und Krokusse blühen um die Wette. Jeden Tag laufe ich durch den Garten und bin erfreut über die Explosionen, die sich nach und nach ergeben. Jede einzelne Blume löst eine Freude aus, wie sie nur der Frühling bringen kann.
Wenn man mich nun sucht, findet man mich im Garten. Jetzt wird geschnitten, gemulcht, gepflanzt. Es wächst mein Glück und meine Freude. Alles ist gut. Der Frühling ist auch in meinem Herzen angekommen.
Auf die Vorfreude!
Dein Sven.
2 thoughts on “Ungeduld & Vorfreude”
Zuerst möchte ich Dir herzlich für den Blog-Award, verliehen in Schloss Dennenlohe, gratulieren lieber Sven.
Dann zu “Ungeduld und Vorfreude” jaaaaa, genau so und genau in der Reihenfolge! “Geduld ist die größte Tugend des Gärtners” wer das wohl erfunden hat? Also bei mir ist es ähnlich wie bei Dir, denn es ist doch so, nur wenn ich ungeduldig bin, kann ich mich wie Bolle auf etwas freuen! Und die Vorfreude, die wird ja momentan mit täglich neuen aufblühenden Arten und Sorten schon fast unmöglich. Ich mutiere ab März zum Dauer-Garten-Freuden-Mädchen. Also haben wir jetzt fast ein Jahr Zeit, bis wir wieder auf die ersten Hellis warten können.
Ich werde gerne wieder bei Dir reinschauen. Liebe Gartengrüße vom Wurzerl
Liebe Renate,
dass Du so Gartenverrückt bist, wie ich, durfte ich bereits durch Deinen Blog erfahren. Da wundert es mich nicht, dass es Dir genauso geht. 😉
Vielen Dank für Deine Glückwünsche und viel Freude weiterhin auf meinem Blog.
Liebe Grüße, Sven.